99,99 Prozent aller Allergieauslöser sollen erfasst werden
Der Zeitpunkt hätte kaum besser sein: Mit dem Rowenta Pure Air Genius PU3080 kommt nun ein Gerät, das Luftschadstoffe wie Viren, Pollen, Feinstaub und andere mikroskopisch kleine Partikel besonders zügig filtern soll. Laut Werbung erfasst es 99,99 Prozent der Allergieauslöser oder siebt Haare, Rauch, Schimmel und Bakterien aus der Luft. Ein technisches Kunststück: Auch Formaldehyd, das beispielsweise aus verklebten Holzspänen in Möbeln oder Tabakrauch freigesetzt werden kann, soll der Luftreiniger dank eines besonders leistungsstarken Filtersystems innerhalb von wenigen Minuten aus der Luft fischen und ausmerzen. Die Verunreinigungen will er mithilfe von Sensoren aufspüren und in Echtzeit anzeigen – und wenn der Kunde will, auch per verknüpfter Smartphone-App. Dadurch hat man den Eindruck, eine Art Hirn- und Nervensystem vor sich zu haben, das atmende Wesen vor allem, was krank oder wenigstens nervös macht, schützen soll. Und das zu diesem Zweck auch noch den in USA verwendeten CADR-Wert (hier: 350 m²/h) auffährt, der die Kapazität des Luftreinigers in puncto Rauch, Pollen und Staub im Vergleich mit anderen als hoch bewirbt.In bisherigen Tests taten sich Luftreiniger mit Formaldehyd schwer
Vor allem Letzteres klingt ein wenig nach Daniel Düsentrieb. Denn den CADR-Wert eines Luftreinigers isoliert zu betrachten, entspricht nur einem Teil der Wahrheit. Erst im Verhältnis zur Raumgröße ergibt sich eine sinnvolle Größe für die Einschätzung der Kapazität. Um zurück in die Realität zu kommen, müsste sich der Pur Air Genius erst einem professionellen Warentest stellen. Zum Vergleich: Die meisten im März von Stiftung Warentest untersuchten Luftreiniger taten sich mit Formaldehyd schwer. Selbst mit den Besten im Test war nach 20 Minuten nicht sonderlich viel des Gases verschwunden. Ausnahmen bildeten nur die Modelle von Soehnle, Honeywell und Dyson, die im entsprechenden Prüfpunkt ein „Befriedigend“ erhielten. Ob der Rowenta die bessere Kontrolle über den Krebserreger hat? Möglich. Sicher ist nur, dass übervorsichtige Menschen eine dankbare Klientel für findige Hersteller sind. Und ab einem gewissen Angstniveau – seit Anfang 2020 noch ständig wachsend – hat selbst der informierte Verbraucher im Normalfall keine Chance, sich den Verheißungen vom Schutz gegen Viren zu widersetzen. Um den Stromverbrauch ist es allerdings gut bestellt: Wo andere wie z. B. De Longhis AC 230, aber auch der hauseigene Wettbewerber deutlich mehr Watts verspeisen, soll sich Rowenta auf niedrigster Stufe nur die Energie einer LED-Glühbirne reinziehen (60 Watt).Info: In ihren Luftreiniger-Tests prüft die Stiftung Warentest die Versprechen der Anbieter hinsichtlich drei Belastungen: Pollen, Zigarettenrauch und Formaldehyd – Letzteres als Beispiel für schädliche chemische Verbindungen aus Möbeln oder Lacken. Sie entsprechen häufigen Belastungen der Raumluft, deren Quellen teilweise schwierig abzustellen sind. Ergebnis des jüngsten Tests: Bei Pollen machen sechs von sieben Luftreinigern ihre Sache gut. Das heißt: In zehn Minuten verschwinden 90 Prozent der Pollen oder mehr aus der Luft eines 16-qm-Raums. Bei Tabakrauch war das Bild geteilt und bei Formaldehyd hieß es „mäßig bis mies“. Ein Tipp der Tester zu Tierhaaren, Schimmel oder Milben lautet: Diese Übel sollten direkt an der Quelle eingedämmt statt über den Umweg eines Luftfilters rausgepickt werden. Bei Schimmel zum Beispiel gehe es darum, die feuchten Ecken in der Wohnung trockenzulegen. Auch vor den Folgekosten warnt die Stiftung: Je nach absorbierter Schmutzmenge werden Ersatzfilter fällig, die je nach Anbieter bis zu 140 Euro kosten können. Da komme im Laufe der Zeit auch einiges zusammen. Rowenta empfiehlt diesen Wechsel bei zwei von dreien seiner Filter einmal jährlich. Sie finden sie unter den Codes XD6231 (knapp 40 Euro) und XD6082 (knapp 30 Euro).