Mit dem HomBot 2.0 hat das Unternehmen LG Electronics bereits einen im Internet teils regelrecht gefeierten Staubsaugerroboter im Angebot. Das Gerät gilt als erfreulich leise, gründlich und zuverlässig. Doch wie alle runden Roboter hat er ein Problem: In Ecken putzt er kaum – da macht ihm seine Form einen Strich durch die Rechnung. LG hat daher mit dem HomBot Square 3.0 einen eckigen Nachfolger auf den Markt gebracht. Testberichte.de hat den neuen Haushaltshelfer genauer unter die Lupe genommen. Kann er im Alltag überzeugen? Und ist er wirklich so leise wie versprochen?
Beim Auspacken mag mancher Käufer zunächst verblüfft sein: Auf der Verpackung ist der Staubsauger zwar in rot abgebildet, tatsächlich befindet sich im Inneren aber das für Deutschland bestimmte graue Modell VR6270LVMB. Der sieht aber durchaus edel aus und macht einen teils deutlich hochwertigeren Eindruck als die Konkurrenzprodukte. Das Auspacken ist schnell erledigt, der Nutzer muss im Grunde nur die Ladestation irgendwo an einer freien Wand aufstellen und den Roboter zum Laden andocken. Kein Zusammenbau in irgendeiner Weise ist nötig. Die Basisstation muss nicht einmal angeschraubt werden.
Bedienung und Reinigungsmodi
Die Bedienung des HomBot Square ist denkbar einfach: Ein Menü gibt es de facto nicht. Stattdessen besitzt jede Funktion eine eigene Taste auf der beigelegten Fernbedienung, die wichtigsten Kernfunktionen zudem eine berührungsempfindliche Taste oben auf dem Roboter. Die beiden wichtigsten Betriebsmodi sind die schnelle Reinigung in gleichmäßigen Zick-Zack-Bahnen und eine intensive Reinigung, bei der stets 3 x 3 Meter große Parzellen nacheinander abgearbeitet werden. Erstaunlicherweise arbeitet der Roboter schon im einfachen Modus absolut gründlich. Beide Modi können für eine bestimmte tägliche Anfangszeit programmiert werden.Den versprochenen und im Internet heiß diskutierten „Lern-Modus“ konnten wir jedoch auch nicht finden. Er lässt sich weder gezielt aufrufen noch ertönt jemals eine Sprachnachricht, dass das Lernen abgeschlossen sei. In dieser Hinsicht sind wir ebenso ratlos wie die sich im Internet austauschenden Nutzer. Das ist schade, weil der Roboter daher im automatischen Betrieb immer wieder auf die gleichen Hindernisse trifft und sie mühsam zu umfahren versucht, was natürlich Zeit kostet. Dankenswerterweise ist der HomBot Square aber sehr ausdauernd und arbeitet mühelos die versprochenen 100 Minuten durch.
Die beiden manuellen Modi sind dagegen der Spiralmodus, der eine Fläche von 1,5 Metern Umkreis um das Gerät herum säubert, und der My-Space-Modus. Bei Letzterem fährt der Nutzer die gewünschte Parzelle einmal selbst mit dem Gerät ab, anschließend übernimmt der Roboter die Reinigung der so definierten Fläche. In beiden Modi kehrt er jedoch nur dann zur Basisstation zurück, wenn man anschließend noch die „Home“-Taste drückt. Diese sucht der Roboter je nach Entfernung sehr lange, indem er an den Wänden entlang fährt – das geht im vollautomatischen Modus erheblich fixer.
Navigation und Kollisionserkennung
Die Navigation des HomBot Square ist recht schlicht gehalten. Er fährt einfach den vorgenannten Modi entsprechend die verfügbare Fläche ab. Es gibt keine Infrarotschranken („Leuchttürme“) oder Magnetbänder, mit denen Bereiche abgetrennt werden können. Also entweder definiert man selbst per My Space das Areal (was viel Zeit kostet und leider nicht (!) mit der Startzeitvorwahl kombinierbar ist) oder man schließt die Türen, um Räume abzutrennen und macht diese jeweils „robotertauglich“. Das heißt: Kabel aus dem Weg!Denn die frisst der Roboter ganz gerne. Solange sie direkt an den Wänden liegen, ist das kein Problem, denn dann überfährt er sie nicht. Ansonsten frisst er sich gerne fest, wie es bei Saugrobotern leider häufig der Fall ist. Immerhin: Empfindliche Vasen und andere Gegenstände lässt er in Ruhe. Er versucht auch nicht, sich irgendwo hineinzuquetschen. Zwar stößt er schon immer mal wieder an, aber das recht sanft. In unseren Tests hat sich der HomBot selbst dabei erstaunlicherweise einige Schrammen geholt – nicht aber die Möbel.
Das sieht natürlich bei einem Neugerät nicht so schön aus und ist für 700 Euro echt ärgerlich. Allerdings dürfte vielen Leuten der Schutz ihrer Möbel wichtiger sein, von daher gibt das nur Abzüge in der B-Note. Ein echtes Problem hat der HomBot nur mit extremen Unterschieden von Hell und Dunkel: Bei starkem Sonnenschein traut er sich nicht, aus einer dunklen Zone heraus auf eine helle zu fahren – und umgekehrt. Wer das Gerät per Zeitplan vollautomatisch fahren lässt, sollte den Arbeitsbeginn also so timen, dass die Sonne in der Wohnung noch nicht zu starke Schatten erzeugt.
Reinigungswirkung
An der Reinigungswirkung gibt es aber absolut nichts zu meckern. Im Gegenteil: Selbst der Klassenprimus Kobolt VR100 hat nicht so gründlich gereinigt wie der HomBot Square. Schmutz wird dank der Eckbürsten nicht zur Seite geschoben, sondern vor das Gerät katapultiert. Und ansonsten wird ohnehin bei verwinkelten Räumen jeder Bereich teils doppelt abgedeckt. Mit fein gemahlenem Zucker, Tee, Radiergummi- und Bleistiftanspitzerüberresten sowie Krümeln bis 5 Millimetern Durchmesser kam das Gerät sehr gut zurecht.Nur große Würfelzuckerstücken schob es dann vor sich her oder ließ einmal sogar die Hauptbürste verkanten, was sofort deutlich akustisch vermeldet wurde. Die Reinigungswirkung auf Vorlegern ist ebenfalls ordentlich, wenn auch nicht mit Bodenstaubsaugern zu vergleichen. Immerhin jedoch hat sich der Square selbst auf einem 12 Millimeter hohen Vorleger nicht festgefahren wie die meisten anderen Konkurrenzprodukte. Er müht sich zwar, kommt aber hinauf und wieder runter. Dank der Eckbürsten und seiner Form werden Ecken tatsächlich sauberer als bei anderen Geräten.
Lautstärke
Die mit Sicherheit größte Stärke des LG HomBot Square 3.0 ist seine geringe Lautstärke. Andere Saugroboter sind zwar schon deutlich leiser als Bodenstaubsauger, aber doch noch nervig genug. Auf Dauer kann man solch ein Gerät niemandem zumuten. Der LG-Roboter jedoch ist unglaublich dezent. Es ist überhaupt kein Problem, sich dabei in normaler Zimmerlautstärke unangestrengt zu unterhalten, den Fernseher laufen zu haben oder zu telefonieren. Natürlich sind auf Dauer auch 60 dB(A) noch störend, zumindest während der schnellen Reinigung kleinerer Räume ist das Arbeitsgeräusch aber gut zu ertragen.20 Quadratmeter schafft der HomBot Square in gut einer halben Stunde, wenn er wirklich gründlich arbeiten soll. Und schon eine dünne Tür dämpft das Geräusch aufs nahezu Unhörbare. Was dann aber leider doch nervt: die Ansagen. Alles wird sprachlich kommentiert, im My-Space-Modus wird jede (!) per Fernsteuerung erfolgte, graduelle Richtungsänderung per Ping bestätigt und am Ende des Reinigungsmodus ertönt sogar eine triumphale Melodie. Die Redakteure waren daher ausgesprochen froh über die „Mute“-Taste auf der Fernbedienung...
Fazit
Der LG HomBot Square weiß schon zu begeistern. Er wirkt vielleicht nicht ganz so intelligent wie Roboter, die den Raum kartografieren, ist mit seinen vorprogrammierten Reinigungsmodi aber mindestens ebenso gründlich – dank der Eckbürsten sogar teilweise überlegen. Wozu die Wohnung vermessen, wenn die vorprogrammierten Bewegungsmuster auch für Sauberkeit sorgen? Darüber hinaus arbeitet er zwar nicht ganz so zügig wie andere Roboter, aber dafür so unglaublich leise, dass er ideal ist für alle Lärmempfindlichen und Haustierbesitzer. Dabei findet er stets die Basisstation und lässt sich zudem kinderleicht bedienen.Schade ist das Fehlen von Leuchttürmen oder die fehlende Kombination aus My-Space-Modus und Vorprogrammierung, weil der Roboter somit stets die ganze Wohnung angehen will – sowie er eine offene Tür findet, wird auch der angrenzende Raum gereinigt. Im Parzellen-Modus ist zumindest sichergestellt, dass der Vorraum bereits fertig gereinigt wurde, ehe er in die nächste Zone vorstößt. Echte Kritikpunkte sind dagegen der ominöse, nicht erkennbare Lernmodus, die Scheu des Roboters vor harten Hell-Dunkel-Wechseln und damit die Auslassung bestimmter zu reinigender Zonen und die nervigen Töne. Für die beiden ersten Punkte gibt es hoffentlich bald ein Firmware-Upgrade, für das Letztere hat man zum Glück die „Mute“-Taste.