Was bringt mir künstliche Intelligenz (KI) bei einer elektrischen Zahnbürste?
Auf der Weltbühne für Innovationen, der Fachmesse für Unterhaltungselektronik (CES), inszeniert Colgate nun mit großem Aufschlag seine elektrische Zahnbürste E1 Smart
mit künstlicher Intelligenz (KI). Durchaus sieht man Braun (
Oral-B Genius) oder Philips (
Sonicare DiamondClean Smart) als etablierte Konkurrenz, die mit vernetzten Zahnbürsten schon längst analoge Modelle übertrumpft und sich einen Nutzerkreis gesichert hat, für den eine Vision vom
Smart Home eine Rolle spielt. Doch Colgate geht noch einen Schritt weiter – und
verzichtet auf die Frontkamera eines gekoppelten Smartphones, um das Putzverhalten des Kunden aufzuzeichnen und anschließend auszuwerten. Um Putzroutinen zu verbessern und
Echtzeit-Feedback zu liefern, reichen der Connect E1 Smart Daten aus ihren
Bewegungs- und Beschleunigungssensoren im Handstück, das trotzdem schmal und handlich wirkt. Auf diese Weise erkennt die E1, ob Gebissbereiche ausgelassen, die empfohlene Putzzeit eingehalten oder die Bürste richtig gehalten wird.
Intelligent ist die Connect E1 Smart insoweit, als sie das Verhalten des Putzers über dessen Putzbewegungen analysiert und mithilfe eines
selbstlernenden Algorithmus in Gestalt von passenden Putztipps personalisiert.
Die Colgate E1 Smart koppelt sich via Bluetooth mit einem Smartphone. Die dazugehörige Colgate Connect-App ist nur für iOS-Mobilgeräte verfügbar. (Bildquelle: shop.colgate.eu)
Ein Check-Up-Tool in der Colgate-App kartografiert den Mundraum und vermeldet benachteiligte Gebisszonen. (Bildquelle: www.apple.com)
Besteht ein technischer Vorsprung gegenüber den smarten Zahnbürsten von Kolibree, Oral-B oder Philips?
Colgate bedient sich der bereits bei der „Ara“ verwendeten Technologie des französischen Unternehmens Kolibree, dessen Expertise zur KI der Konzern nun mit seiner Schallzahnbürste verschmilzt. Wo Oral-B noch das Handy bemüht, damit dessen Kamera Aufnahmen vom Mundraum machen kann, benötigt die Colgate solche Umstände nicht –
noch nicht einmal eine aktive Verbindung mit dem Smartphone. Denn dank des automatischen Daten-Uploads via Bluetooth kann die App auch erst nach dem Putzen geöffnet werden; aufgezeichnete Putzzeit, -dauer und Daten über die geputzten Mundbereiche werden später mit der App synchronisiert. Gerade hier liegt auch die höhere Stufe der Annehmlichkeiten – oder technischen Reife, wie sie das
c't-Magazin bei der Oral-B Genius 9000 noch vermisst. Allerdings bleibt die Frage, ob nicht auch Colgate, wie immer mehr Hersteller aus fast allen Branchen, die KI zur Spielerei verramscht und sie, anstatt in sinnvoller Anwendung der breiten Masse zugänglich zu machen, auch noch mit
iPhone-Spielen ausstattet und die Bürste (Kostenpunkt: ca. 100 Euro) so in einen Joystick verwandelt. Weil die eigentlichen Putzleistungen gegenüber Technik-Exotik so penetrant zurücktreten, müssen erste Tests und Erfahrungsberichte die eigentlichen Leistungen der E1 umso besser ergründen.
Wie steht es um Ersatz-Akku und Ersatzbürsten? Ist das Handstück mit anderen Bürstenaufsätzen kompatibel?
In diesem Punkt überrascht die intelligente Bürste unangenehm. Denn die E1 Smart zwingt Käufer zur Solidarität mit hauseigenen Bürstenköpfen, die laut Auskunft von Apple aber erst in Kürze über den Colgate-Online-Shop oder ausgewählte Apple-Stores auch in Deutschland erhältlich sein sollen. Auch das Putzvergnügen selbst wird von Colgate streng verwaltet: Geht der Akku dahin, gibt es keine Austausch-Option.
Verglichen mit der Oral-B Genius macht die Connect E1 weniger Umstände. Statt die App während des Putzens geöffnet zu halten, reicht eine spätere Kopplung mit dem Smartphone. (Bildquelle: oralb.de)