Bukowski in genresicherem Sound
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Vorteile:
gute musikalische Begleitung, Interessante Stimme
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Geeignet für:
Erwachsene
czz. Den «dirty old man» der amerikanischen Literatur sozusagen ins Wohnzimmertaugliche einzuschmuggeln, ist das nicht geringe Verdienst eines Unterfangens, Texte des 1920 im rheinischen Andernach geborenen und 1994 in Los Angeles verstorbenen Charles Bukowski in musikalischer Einbettung zu präsentieren. Der Mannheimer Musiker und Produzent Steffen Wessbecher hat ausgesuchte Poesie und Prosa in den bewährten Übertragungen Carl Weissners vertont und arrangiert. Indem die Auswahl auf die schrillsten Kulissen verzichtet und auf jene Texte setzt, die auch mit den bürgerlichen Lese- und Lebenserfahrungen einigermassen kompatibel sind, liegt mit «Ein Maulwurf im Karton» eine Sammlung von oft ironisch gebrochenen, mitunter durchaus ohrwurmtauglichen Szenen vor. Sie handeln meist von Suff und Sucht als Wohl und Wehe dessen, dem die Schokoladenseite des amerikanischen Traumes unerreichbar bleibt. In lakonischen Sätzen, düsteren Genreszenen und bitterer Ironie manifestiert sich, wie durch Krankheit, Alter und Tod das dysfunktionale Individuum in den Ritzen einer auf Gesundheit, Aufstieg und Anstand gerichteten Gesellschaft verschwindet. Auf ebendiese Genrehaftigkeit setzen die klugen Arrangements, mit welchen Steffen Weßbecher-Newman den Ton angibt: von jazzigen und elektronisch atmosphärischen Akkorden über scheinbar unbeschwerte Funk- und Latin-Tracks bis hin zur munteren Ska-Anmutung, die dem häuslichen Geraunze eine bös-fröhliche Note gibt. Mitreissend rezitiert, skandiert und konterkariert von einem äusserst animierten Gerd Wameling, ist das Kunststück gelungen, Menschliches und Allzumenschliches in abwechslungsreicher Dichte und wirkungsvoller Stille zu formulieren.
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