24.05.2023
Lust auf Grillen? Aber bitte umweltfreundlich!
Grillen gehört für viele Menschen genauso zum Sommer wie das kühle Blonde zum Biergarten. Leider ist das meist nicht nur kalorientechnisch eine kleine Sünde, sondern auch ökologisch gesehen. Damit Sie, zumindest was Letzteres betrifft, kein schlechtes Gewissen haben müssen, geben wir Ihnen 10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit beim Grillen.
1. Tipp: Setzen Sie auf Gas oder Strom
Beim Grillen mit Holzkohle entsteht bekanntermaßen eine Menge Rauch und damit auch CO₂. Entscheiden Sie sich daher beim Neukauf lieber für ein gasbetriebenes Modell oder besser noch für einen Elektrogrill. Letzterer wird dann im Idealfall auch noch mit Ökostrom betrieben.
2. Tipp: Die richtige Holzkohle kaufen
Führt für Sie kein Weg am Holzkohlegrill vorbei, achten Sie auf das Herkunftsland des Holzes. Gute Orientierungshilfen sind dabei die Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) und von Naturland, beide empfohlen vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der gemeinnützigen Organisation BUND. Sie stehen für eine nachhaltige Holzwirtschaft.
Welche Grillkohlen auf dem Markt tatsächlich nachhaltig und empfehlenswert sind, hat die Fachzeitschrift ÖKO-TEST im Jahr 2022 genauer überprüft.
Sind keine Angaben zur Herkunft zu finden, sollten Sie die Finger davon lassen, denn dann wurde höchstwahrscheinlich Tropenholz mitverarbeitet.
Zudem sollte die Kohle das Prüfzeichen DIN EN 1860-2 tragen, das sicherstellt, dass weder Pech und Koks noch Erdöl oder Rückstände von Holzschutzmitteln o. ä. enthalten sind.
Alternativen zur Holzkohle
Olivenkerne, Weinreben, Kokosnussschalen und Maisspindeln fallen als landwirtschaftliche Abfallprodukte an und eignen sich hervorragend als umweltfreundliche Alternative zur Holzkohle.
3. Tipp: Keine chemischen Anzünder verwenden
Verzichten Sie auf chemische Anzünder. Sie hinterlassen nicht nur einen unappetitlichen Beigeschmack auf dem Grillgut, sondern sind auch schädlich für die Umwelt und Gesundheit. Die Stiftung Warentest rät insbesondere von flüssigen Paraffin-Anzündern ab, da sie vor allem für Kinder ein hohes Gesundheitsrisiko bergen.
Setzen Sie lieber auf unbedenkliche Alternativen wie auf Pflanzenölen basierte Flüssiganzünder oder mit Wachs umhüllte Holzspäne.
4. Tipp: Weg mit den Einweggrills
Klar, sie sind günstig und einfach zu transportieren, doch Einweggrills sind in allen Belangen eine Umweltsünde. Sie bestehen aus Aluminium – ein Material, das unter sehr hohem Energiebedarf verarbeitet wird und bei dessen Herstellung das umweltschädliche Nebenprodukt Rotschlamm entsteht.
Ihnen sind zudem oft chemische Anzünder beigefügt, die Kohle ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nachhaltig und das Grillgut brennt aufgrund des geringen Abstands zur Kohle meistens an. Das ist nicht nur unappetitlich, sondern auch gesundheitsschädlich.
Unsere Empfehlung: Greifen Sie zu kompakten Campinggrills. Modelle wie der Skotti Grill und der Fennek 2.0 bestehen aus pflegeleichtem und robustem Edelstahl und können in wenigen Minuten komplett auseinander- und wieder zusammengebaut werden.
Auch auf Einweggeschirr sollten Sie nach Möglichkeit verzichten, selbst wenn dieses laut EU-Richtlinie nicht mehr aus Plastik bestehen darf. Verwenden Sie lieber Mehrweggeschirr.
5. Tipp: Solar und Infrarot als Alternative
Zugegebenermaßen noch recht seltene, aber dennoch sinnvolle Alternativen zu Kohle, Gas und Elektro sind Grills, die mit Solar- oder Infrarotlicht betrieben werden. Beide Varianten sind komplett emissionsfrei und erreichen Temperaturen um die 250 °C.
Allerdings brauchen Sie bei Solargrills einen langen Atem, denn sie heizen sich nur recht langsam auf. Infrarotgrills hingegen sind sofort startklar, haben jedoch einen hohen Stromverbrauch.
6. Tipp: Fleisch und Fisch aus guter Haltung
Im Jahr 2011 stellte der TÜV Rheinland fest, dass 95 % der CO₂-Emissionen beim Grillen nicht von der Art des Grills, sondern vom Grillgut stammen. Am meisten belastet dabei Rindfleisch die Umwelt, Schwein und Geflügel sind im Vergleich weniger schädlich. Verzichten Sie daher öfter mal auf Fleisch und schmeißen Sie stattdessen ein paar leckere Maiskolben oder Gemüsespieße auf den Grill. Auch vegane oder vegetarische Fleischalternativen können sehr lecker sein.
Da Steak und Bratwurst aber nun einmal für viele ein Muss beim Grillen sind, sollte zumindest die Haltungsstufe stimmen. Wir empfehlen, beim Kauf auf Bio-Fleisch zurückzugreifen (Haltungsstufe 4), am besten mit den Siegeln von Demeter, Bioland oder Naturland, denn die stellen noch höhere Anforderungen an das Tierwohl als das EU-Bio-Label.
Zum Bratwurst-Vergleich von ÖKO-TEST
Sie grillen auch gerne mal Fisch? Dann schauen Sie genau nach, ob der Fisch MSC- oder ASC-zertifiziert ist. Unser Tipp: Werfen Sie auch mal einen Blick auf den Fischratgeber des WWF. Er gibt mithilfe eines einfachen Ampelsystems Empfehlungen für Ihre Kaufentscheidung.
7. Tipp: Keine Alufolie oder -schalen
Genau wie Einweggrills bestehen auch Grillschalen oft aus Aluminium. Und auch Kartoffeln werden gerne in Alufolie eingewickelt, um sie auf dem Grill zu garen. Abgesehen von den bereits erläuterten umweltschädlichen Einflüssen bei der Herstellung, können bei Kontakt mit salz- oder säurehaltigen Speisen Aluminiumsalze in die Lebensmittel übergehen. Zudem lässt sich verschmutzte Alufolie nicht mehr recyceln.
Versuchen Sie es stattdessen mal mit Zubehör aus Edelstahl, Ton, Gusseisen, Porzellan oder auch Blättern (z. B. von Rhabarber, Bananen, Kohl oder Mangold).
8. Tipp: Hausmittel für die Reinigung
Zum Grillen gehört (leider) auch immer das Saubermachen des Grillrostes dazu. Probieren Sie statt chemischer Reiniger doch einmal umweltfreundlichere Hausmittel aus. Eine halbierte Zwiebel oder ein Gemisch aus Wasser und Backpulver bzw. Natron helfen dabei, hartnäckige Verkrustungen zu entfernen.
Oder wickeln Sie den Rost über Nacht in feuchtes Zeitungspapier ein, am nächsten Morgen sollte sich der Schmutz ganz leicht entfernen lassen. Kaffeepulver und Asche wirken wie ein Peeling und können dadurch bei der Reinigung helfen.
Der Vorteil von Hausmitteln: Sie sind nicht nur unbedenklich, sondern auch günstig und man hat sie immer im Haus.
Hier gibt es mehr Tipps zur Grillreinigung
9. Tipp: Müll entsorgen – und zwar richtig!
Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dennoch wollen wir es nicht unerwähnt lassen: Bitte lassen Sie keinen Müll liegen. Insbesondere dann, wenn Sie in der Öffentlichkeit gegrillt haben. Lassen Sie bei einem Holzkohlegrill die Asche erst auskühlen, bevor Sie sie in den Restmüll entsorgen.
Hätten Sie's gewusst?
Übrig gebliebene Asche eignet sich nicht als Dünger für Gartenpflanzen, da sie Schwermetalle enthält und oft krebserregende Stoffe bei der unvollständigen Verbrennung entstehen, die in die Pflanzen übergehen würden. Auch für den Kompost ist Grillasche nicht geeignet.
10. Tipp: Reparatur statt Neukauf
Irgendwann geht bei jedem Grill mal etwas kaputt oder muss erneuert werden. Vor allem dann, wenn Sie ihn stark beanspruchen. Statt sich gleich ein neues Modell anzuschaffen, schauen Sie doch erst einmal, ob es sich um einen Garantiefall handelt oder Sie selbst ein passendes Ersatzteil finden können. Wenn sich der Schaden nicht ohne Fachkenntnisse reparieren lässt, können Sie auch auf den Reparaturservice vieler Hersteller zurückgreifen.
Nachhaltigkeit wird zum Testkriterium
Immer mehr Testmagazine achten bei ihrer Bewertung auf eine lange Haltbarkeit des Produkts. Die Stiftung Warentest beispielsweise überprüft in ihren Grill-Tests stets auch die Reparierbarkeit und Haltbarkeit der Testkandidaten.
Wie nachhaltig grillt Deutschland bereits heute?
Aktuelle Tests:
- Gasgrill-Vergleich der Stiftung Warentest (2023): „Günstig grillt gut“
- Stiftung Warentest prüft Bratwürste (2022): „Team Veggie hält mit“
- ÖKO-TEST vergleicht Bratwürste (2021): „Es geht um die Wurst“
- Elektrogrill-Vergleich der Stiftung Warentest (2020): „Günstig gut grillen“
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