12.12.2023
Bauform, Kabel, Codecs: Wie klingt der Kopfhörer am besten?
Wie ein Kopfhörer klingt, hängt von mehreren Faktoren ab. Welche Faktoren sind das – und welcher Kopfhörertyp passt am besten zu Ihnen? Wir geben Tipps zu Bauform und Ausstattung, beantworten häufig gestellte Fragen und zeigen die Testsieger.
Bauform wirkt sich auf den Klang aus
Nicht nur die Qualität der Schallwandler und anderer Bauteile, auch die Bauform hat Einfluss auf den Klang. Unterschieden wird in offene und geschlossene Kopfhörer. Soll es ein Modell mit guter Geräuschisolierung und möglichst sattem Bass sein, empfehlen sich geschlossene Kopfhörer wie der Sony WH-1000XM5. Neben dem Klang lobt man in Tests vor allem die aktive Geräuschunterdrückung (ANC), zusammen mit Bose hat Sony hier nach wie vor die Nase vorn. Allerdings sind die Over-Ears mit 300 Euro relativ teuer. Muss es nicht zwingend ein ohrumschließendes Modell sein, kommt mit dem JBL Live Pro 2 TWS eine preiswerte Alternative ins Haus. Für derzeit 100 Euro klingen die Stäbchen-Kopfhörer sehr solide (2,4 - „gut“), noch besser bewertet Stiftung Warentest das ANC (1,8 -„gut“). Leichte Schwächen zeigen geschlossene Kopfhörer bei der Bühne, die tendenziell etwas beengter wirkt als bei offenen Kopfhörern – im direkten Vergleich klingen sie weniger luftig.
Die besten geschlossenen Kopfhörer
Einen luftigen Klang mit breiter Bühne und neutraler Abstimmung bekommen Sie eher bei offenen Kopfhörern. Hier können wir den ca. 300 Euro teuren Austrian Audio Hi-X65 empfehlen, der obendrein sehr ausgewogen und detailliert klingen soll. Auch am Tragekomfort hat das Fachmagazin „Beat“ nichts zu kritisieren, längere Hörsitzungen sind demnach kein Problem. Etwa 80 Euro werden für die günstige Alternative fällig: Der OneOdio Monitor 80 überzeugt in Tests mit Details und Räumlichkeit, eignet sich mit 250 Ohm jedoch nicht wirklich für den Einsatz am Smartphone.
Freiheit für die Ohren
Ein besonderer Trend sind sogenannte Air-Conduction-Kopfhörer. Im Gegensatz zu anderen Bauformen schotten sie das Ohr nicht ab, denn der Kopfhörer schwebt quasi davor. Das kostet Basskraft, dafür lässt sich die Umgebung besser wahrnehmen. Ausnahmen wie der Soundgear Sense von JBL, der laut Tests einen kräftigen Bass liefert, bestätigen die Regel. Auf eine ANC-Funktion müssen Sie bei Air-Conduction-Hörern natürlich verzichten.
Klingt es mit Kabeln besser als mit Bluetooth?
Prinzipiell schon. Denn während kabelgebundene Kopfhörer das Signal verlustfrei übertragen, kommt es bei der Bluetooth-Übertragung zu mehr oder minder starken Qualitätsverlusten, im schlimmsten Fall auch zu Störungen oder einem Verbindungsabbruch. Kabelgebunde Kopfhörer sind somit immer dann von Vorteil, wenn Sie absolut verlustfrei und verlässlich Musik genießen wollen. Kehrseite der Medaille: Bei Bewegung und Reibung kann es zu Kabelgeräuschen kommen, die den Genuss dann wieder trüben.
Außerdem: Ganz so chancenlos wie vor ein paar Jahren sind Bluetooth-Kopfhörer nicht mehr. Effiziente Codecs wie aptX, aptX HD, AAC oder LDAC erlauben trotz Bluetooth-Funk die verlustfreie oder weitgehend verlustfreie Übertragung und verbessern den Klang. Das gelingt zum Beispiel beim oben erwähnten Sony WF-1000XM5 und beim Yamaha TW-E3C. Neben dem Standardcodec SBC werden hier auch AAC und LDAC unterstützen.
Doppelt hält besser
Keine Kompromisse machen Sie bei Kopfhörern, die sich sowohl per Kabel als auch per Bluetooth mit Ihrem Audioplayer verbinden lassen. Etwa beim AKG K371-BT, der den Kurzstreckenfunk um einen Klinkenanschluss ergänzt, was leider nicht immer der Fall ist.
Auf passende Codecs im Player achten!
Codecs wie LDAC oder aptX verbessern den Klang – wenn der Player sie ebenfalls beherrscht. Soll heißen: Unterstützt Ihr Kopfhörer AAC, das Smartphone oder eine vergleichbare Bluetooth-Quelle aber nicht, nutzt Ihnen der Codec herzlich wenig. Außerdem gilt: Hapert es am Ausgangsmaterial, bringt selbst der beste Codec keinen Qualitätsprung. Für MP3-Dateien reicht der Standardcodec SBC in der Regel vollkommen aus, während es bei HiRes-Files schon aptX HD oder LDAC sein sollte.
Perfekter Klang? Einstellungssache!
Sagt Ihnen der Sound „Out of the Box“ nicht zu, kann eine App zur Klanganpassung helfen. Viele Hersteller bieten solche Apps an – und das kostenlos. Allerdings müssen Sie in der Regel ein Konto anlegen und Ihre Daten preisgeben. Vorteil der Apps: Neben diversen Voreinstellungen gibt es oft einen Equalizer für individuelle Klanganpassungen. Dabei bieten 5-Band-Equalizer mehr Einstellmöglichkeiten als 3-Band-Equalizer.
Einige Apps gehen noch weiter. So kommt der Anker Soundcore Liberty 4 NC mit einer „HearID“-Funktion, die automatisch den perfekten Klang für Ihre Ohren ermittelt und den Sound entsprechend anpasst. Das manuelle Regeln von Bässen, Höhen und Mitten ist hier überflüssig.
Ebenfalls praktisch sind sogenannte „Sound Zonen“, wie sie Sennheiser beim Momentum 4 Wireless in die Waagschale wirft. Einmal eingerichtet, wechselt der Kopfhörer automatisch zu den optimalen Sound-Einstellungen, wenn Sie die Zone betreten. So können Sie beispielsweise festlegen, dass im Büro die ANC-Funktion aktiv ist oder in der Bahn der Bass angehoben werden soll.
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