Wer lockiges Haar oder eine Naturkrause trägt, kennt das Phänomen: Die Dusche zaubert dichtere Zausen ins Haar als jede Warmluftbürste. Doch eigentlich soll man nasses Haar nicht kämmen, wie Experten stoisch predigen. Nach dem Waschen sei es aufgequollen und dehnbar, die Schuppenschicht nicht geschlossen, die Gefahr von Haarbruch und Ausrupfen dann hoch. Eine Marktlücke, die findige Hersteller wie The Wet Brush umgehend mit Bürsten schließen, die nass verfilztes Haar ohne zu ziepen frisieren sollen. Doch wie macht sich die „Entwirrungsbürste“ in der Praxis? Testberichte.de hat sich mit einem Prüfmuster versorgen lassen und es unter die Lupe genommen.
Äußerlich vollkommen unspektakulär...
Der Anblick der Wet Brush ist zunächst einmal vollkommen unspektakulär: Eine scheinbar kreuzbrave Haarbürste mit Handgriff und Metallborsten, diese mit zarten Gumminoppen bestückt und – einziges Distinktionsmerkmal zu herkömmlichen Bürsten – sehr fein und zugleich überaus elastisch. Form und Materialien haben so gar nichts von Naturhaarbürsten wie Wildschwein oder grobzinkigem Holz, wie sie Experten zum Durchkämmen verknotender Haare empfehlen. Der Bürstenkörper ist flach, der Handgriff beinahe scharfkantig, die erste Kontaktaufnahme daher nicht notwendig positiv. Ästheten fällt außerdem ins Auge, dass die gesamte Anmutung nicht die höchste Solidität besitzt: Schon kurz nach dem Auspacken erscheinen kleinere Abriebstellen im Material....doch sie löst ihre Kernaufgabe gut
Doch alles in allem sind das Detailprobleme, über die mancher hinwegsehen wird, denn ihre Kernaufgabe löst sie wirklich gut: Die Idee, selbst nasses Langhaar so ganz ohne Mühe vom Makel der Knoten und Zausen befreien zu können, verpufft auch beim beherzteren Einsatz der Bürste nicht. Möglich machen das die besonders feinen, extrem elastischen Metallborsten, die sich an der Unterseite des handtellergroßen Bürstenkopfes befinden. Die Testberichte.de-Testperson – mit weit über schulterlangem, leicht naturkrausem Haar - vergab in dieser Kerndispziplin sogar die volle Punktzahl. Tatsächlich schafft es die vermeintlich schnöde Bürste, durch langes Haar so widerstandslos zu gleiten wie das Messer durch die Butter. Dabei reißt sie kleinere Knoten nicht mit, sondern lockert sie behutsam auf - die richtige Bürsttechnik von unten nach oben vorausgesetzt.The Wet Brush vs. Tangle Teezer
Sicherlich – der Hype um solche Detanlgerbürsten, wie er den zurzeit stärksten Wettbewerber namens Tangle Teezer umweht, trifft The Wet Brush derzeit noch nicht, hierfür ist das Modell noch nicht lange genug auf dem hiesigen Markt vertreten. Doch mit etwas Sorgfalt bei der Verarbeitung könnte der Hersteller durchaus schnell mehr erreichen, weshalb auch die verlangten 12 bis 15 EUR (Amazon) in einem etwas problematischen Verhältnis zum Gebotenen stehen. Vor allem der Stiel sollte mit einer besseren Haptik schmeicheln und mit etwas mehr Ergonomie in der Hand liegen – da hilft auch der Einwand nicht, die Bürste besitze im Gegensatz zum Tangle Teezer wenigstens überhaupt einen Stiel. Wie lange wiederum die oberste Farbschicht hält, wird man erst im Dauertest zu beurteilen wissen, bis dahin ist hier ein wenig Investitionsoffensive gefragt.Zusammengefasst kann The Wet Brush aber durchaus empfohlen werden: Nichts Spektakuläres, aber eine Bürste, die für die täglichen Bürsteneinsätze tauglich ist, sicherlich auch Kindern gefällt und auch trockenes Haar problemlos frisiert.