True Wireless ist das neue Schlagwort am Bluetooth-Markt: Damit sind Headsets gemeint, die wirklich ohne Kabelverbindung auskommen – auch ohne Verbindungskabel zwischen den beiden Ohrhörern. Dazu muss das Headset nicht nur als Ganzes mit dem Smartphone oder MP3-Player Verbindung aufnehmen, sondern die Ohrstöpsel müssen auch untereinander verbunden sein. Es wird mehr und komplexer gefunkt, im besten Fall merkt der Nutzer aber nichts davon, da die modernen Bluetooth-Protokolle zugleich sparsamer arbeiten und diese mehrfachen Verbindungen mühelos beherrschen. Eigentlich. Denn es gibt genügend Berichte über Billig-Headsets, die angeblich "true wireless" sind und bei denen es dann beständig knackt und rauscht. Und das neue Myjun M1 ist mit 40 Euro definitiv eines der preiswerteren Modelle. Wie gut schlägt es sich also?
Auspacken und Einrichten
Geliefert wird das Headset in einer angenehm kleinen Verpackung, in welcher ein noch viel kleineres Travel Case sowie ein USB-auf-USB-C-Kabel versteckt sind. Mit dem USB-Kabel kann das Travel Case aufgeladen werden, welches einerseits als Ladestation für die beiden kleinen Ohrstöpsel selbst dient als auch als Zusatzakku, der weitere Aufladungen vorrätig halten kann. Schön ist, dass auf einen USB-C-Anschluss gesetzt wird. Denn viele Smartphones und ähnliche Endgeräte werden mittlerweile auch mit solchen Kabel geliefert, so dass Ersatz schnell zu haben ist. Eher lächerlich ist dagegen die beigelegte Anleitung: Sie ist dermaßen winzig und klein gedruckt, dass man sie beinahe unter ein Mikroskop legen muss, um sie zu lesen. Zum Glück ist die Verwendung des M1 aber weitgehend selbsterklärend.Das Pairing ist erfrischend unkompliziert: Man drückt zwei bis drei Sekunden einen der großflächigen Buttons, die die ganze Seite der Ohrstöpsel einnehmen, und schaltet am Handy Bluetooth ein. Automatisch wird das Headset als Mjyun-Bluetooth-Gerät erkannt und kann per einem Klick gekoppelt werden. Es muss keine Code-Eingabe erfolgen. Und in der Zukunft verbindet sich das Headset jedes Mal automatisch, sowie man das Koppeln am Headset aktiviert – die Auswahl am Smartphone ist dann nicht mehr notwendig. Das klappt übrigens erfreulicherweise gleichermaßen bei iPhones wie Androiden und sogar Windows-Geräten.
Man sollte nur Geduld haben, das Verbinden kann mal fünf bis sechs Sekunden dauern, obwohl das Headset schon angezeigt wird. Schaltet man dann schon den MP3-Player ein, plärrt es einem unerwartet noch aus den Lautsprechern des Handys entgegen, ehe umgeschaltet wird.
Reichweite & Ausdauer
In diesem Feld zeigt das Mjyun echt überraschende Eigenschaften - im positiven Sinne. Eine Ladung der Ohrstöpsel reicht für die versprochenen zwei Stunden Musikübertragung aus, im Gespräch sind es vier Stunden. Diese Werte haben wir im Test sehr zuverlässig erreicht. Will man die Ausdauer verlängern, legt man die Ohrstöpsel einfach ins Travel Case ein und kann nach einer Stunde und 15 Minuten Ladens die Nutzung fortsetzen. Durch dieses Nachladen kann man tatsächlich die versprochenen etwa acht Stunden Musikhören erreichen.Natürlich ist es etwas störend, dass man während eines Arbeitstages immer wieder die Stöpsel nachladen muss, für den Jogging-Rundlauf am Abend reicht es aber allemal aus. Bei der kleinen Bauweise lässt sich vermutlich auch keine viel größere Ausdauer herausholen, insgesamt sind wir mit der Leistung zufrieden. Schade ist nur, dass die "Battery-Low"-Ansage erst direkt vor dem echten Akkutod kommt anstatt 15 oder 20 Minuten vorher: Nach der Ansage hatten wir noch vielleicht drei bis fünf Minuten, dann war das Headset wirklich am Ende.
Extrem positiv ist wiederum die Reichweite der Funkverbindung. Wir konnten die Verbindung über 15 Meter stabil halten – auch durch massive Wände einer alten Fabrikhalle hindurch. Erst, wenn die zweite dicke Wand dazwischenkam, musste das Headset kapitulieren. In unserem Großraumbüro hatten wir überall Empfang ohne jeden Aussetzer. Schön ist, dass man beim versehentlichen Verlassen der Reichweite und der umgehenden Rückkehr in den Empfangsbereich gleich wieder eine stabile Verbindung hat.
Sitz & Klang
Das Mjyun M1 ist definitiv auch für Sporttreibende geeignet. Die Ohrstöpsel werden nicht nur durch den verlängerten In-Ear-Stecker im Ohr gehalten, sondern werden in Gänze in die Ohrmuschel hineingedrückt. Das sorgt für einen sicheren Sitz auch über lange Zeiträume, leider aber auch für ein nicht immer ganz bequemes Tragegefühl. Das bemerkt man anfangs nicht, erst nach zwei Stunden hat bei uns die Phase begonnen, in der wir das Headset gerne abnehmen wollten. Anders ausgedrückt: Eine höhere Ausdauer würde ohnehin wenig Sinn ergeben. Dabei drückt eher das Hineinpressen des Headsets in die Muschel als der eigentliche In-Ear-Stecker im Gehörgang. Der saß da erstaunlich bequem. Es mag daher auch sein, dass der Sitz je nach Ohrmuschelform anders empfunden wird.Der Klang des Headsets ist nicht minder streitbar. Ebenso wie viele Nutzerkommentare stellen auch wir eine extrem niedrige Lautstärke fest. Zum Vergleich: Beim Test-Smartphone reicht bei anderen Headsets in der Regel eine Lautstärkeeinstellung von 12 bis 14 auf einer Skala bis 30 aus, um im normalen (Großraum-)Büroalltag eine angenehme Lautstärke zu haben. Das Mjyun M1 benötigt für eine adäquate Lautstärke aber schon das Hochregeln auf volle 27-30. Da sind für wirklich laute Umgebungen keine Reserven mehr. An lauten Kreuzungen war ein Übertönen der Umgebung trotz an sich guter Isolation nicht mehr möglich. Zum Glück gilt das nicht für die Gegenseite: In Telefonaten war das Gegenüber vom Klang positiv überzeugt.
Immerhin ist die Klangdynamik sehr nah an dem, was wir auch mit einem professionellen Kabel-In-Ear-Headset als Vergleich wahrnehmen. Die Bässe sind nicht übermäßig stark, aber doch auch für die Metal-Fans in unserer Redaktion ausreichend – sofern man fairerweise den Kaufpreis im Hinterkopf behält.