Das Wichtigste auf einen Blick:
- schlechter Ruf von Aceton als schädliche Substanz inzwischen verschlissen
- „acetonfrei“ auf den Produkten schürt den Verdacht, es handele sich um eine bestonders giftige Substanz
- Alternativen sind Nagellacke auf Basis von Wasser oder Soja
- Viele sind „befriedigend“ - ob mit oder ohne Aceton oder Ölen
- ÖKO-TEST: Produkte entfetten die Haut und erhöhen das Risiko von Infektionen
- Tipp: Nach der Anwendung pflegende Öle in die Nägel einmassieren
Wie immer häufiger im Kosmetikbereich vertrauen viele Verbraucherinnen auch beim Nagellackentferner auf möglichst „grüne“ Produkte. Denn in Zeiten von zunehmenden Allergien und umweltbedingten Hautreizungen soll es ein Produkt sein, das möglichst schonend zu Haut und Nägeln ist und die Nase nicht reizt. Eine ganze Weile konzentrierte sich der Verdacht auf das Aceton in den Entfernern, da es künstliche Nägel trübte. Für gesunde Nägel hat sich der Verdacht bis heute nicht bestätigt – doch hat er findige Marketing-Profis aus dem Entferner-Lager veranlasst, speziell mit acetonfreien Reinigern zu werben. Auch die kostspieligen Produkte auf Wasser- oder Sojabasis verkaufen sich gut. Allerdings ist die höhere Ausgabe nicht unbedingt nötig.
Acetonfreie Produkte für Kunstnägel
Der schlechte Ruf von Aceton ist inzwischen weitgehend verschlissen. Wer sich durch Kosmetikforen und Beauty-Blogs klickt, lernt Nöte und Sorgen der Nutzerinnen um die austrocknende Wirkung von Lösemitteln kennen – stößt aber zugleich auf Entwarnung für Aceton als schädliche Substanz. Manche sind sich sicher, dass nur acetonhaltige Produkte eine gute Reinigungsleistung bieten – und wer beim Einatmen der Dämpfe ein Problem mit der Nase habe, begebe sich für die Prozedur eben ins Freie oder in einen gut belüfteten Raum. Mit dieser Haltung liegen sie gar nicht so falsch, wie die Stiftung Warentest in ihrem Nagellack-Vergleich (6/2015) belegte. Es sei nicht bewiesen, dass Aceton schädlicher sei als das meist in acetonfreien Produkten eingesetzte Ethylacetat. Aceton habe allerdings Einfluss auf das Aussehen künstlicher Acrylnägel, was überhaupt erst zur Entwicklung von Reinigern ohne Aceton geführt hat. Der Begriff „acetonfrei“ auf den Produkten schüre demnach den Verdacht, bei Aceton handele es sich um eine vermeidbar-schädliche Substanz, die bessere Produkte nicht enthalten.Aceton ist nicht schädlicher als andere Lösemittel
Klarer wird der Sachverhalt, wenn man es umgekehrt formuliert: Aceton ist nicht schädlicher als andere organische Lösemittel. Einen Entwicklungsschritt weiter sind demnach Produkte (und deren Käufer:innen), die nur auf Wasser oder Soja basieren und weder Aceton, Ethylacetat noch ein anderes Lösemittel einsetzen. Manche Lacke setzen winzige Mikropartikel ein und arbeiten wie ein Radiergummi – und sollen sogar für Schwangere geeignet sein. Das sind herkömmliche Entferner jedoch auch, soweit man zu besonders haut- und nagelschonenden Produkten greift und sie nur hin und wieder einsetzt. Von Entfernern mit öligen Zusätzen ist aber nicht viel zu halten. Sie sind eine beliebte Verkaufstaktik der Hersteller, auf pflegende Aspekte mehr Rücksicht zu nehmen als andere – ungefähr so, als sei ein Nagellack ein Pflegeprodukt. Im Nagellackvergleich hieß es aber bei keinem der Produkte „gut“ oder gar „sehr gut“. Die meisten Entferner schneiden „befriedigend“ ab, ganz gleich, ob mit oder ohne Aceton oder Ölen.Tipp von ÖKO-TEST: Die Frage, ob man einen Nagellack mit oder Aceton bevorzugen sollte, sei eher zweitrangig. Wichtiger sei der Schutz der Nägel nach der Anwendung von Nagellack, die dank der enthaltenen Lösungsmittel alle die Haut entfetten und so das Infektionsrisiko im Nagelbereich erhöhen. Damit die Nägel schnell wieder ihr Fett zurückerhalten, sollten Sie ihnen eine Extraportion Pflege gönnen - etwa mit Jojoba- oder Olivenöl. Machen Sie zwischendurch auch eine Pause vom Lackieren und Entfernen, dami tsich die Nägel wieder erholen können.