03.09.2022
Energiesparen im Haushalt: Kleine Tricks, große Wirkung
Nachdem die Energiepreise in den vergangenen Jahren eher moderat gestiegen sind, schießen sie 2022 geradezu unappetitlich in die Höhe. Wir zeigen Ihnen, wo im Haushalt die größten Sparpotenziale liegen und wie Sie mit einfachen Maßnahmen hohe Ersparnisse erzielen. Auch der Austausch alter Geräte kann sich lohnen.
Energieverbrauch: Für Heizen und Warmwasser geht das meiste Geld drauf
Stattliche 71 Prozent des Energieverbrauchs im Haushalt fallen auf das Heizen. Warmwasser folgt mit Abstand, macht aber immerhin noch rund 15 Prozent des Gesamtverbrauchs aus. Für Haushaltsgeräte ergibt sich ein Anteil von 13 Prozent und für die Beleuchtung etwas mehr als ein Prozent.
Es wird also schnell klar, wo sich das meiste Geld herausholen lässt. Und das ganz unabhängig davon, auf welches Pferd Sie beim Heizen oder bei der Warmwasseraufbereitung setzen – Strom, Gas oder Heizöl. Denn die Preise steigen für alle Energieträger in rasantem Tempo. Auch wenn Sie als Bestandskundin oder -kunde jetzt noch die „alten“ Preise bezahlen: Die nächste Preiserhöhung kommt bestimmt.
Der naheliegendste Energiespartipp: Heizung herunterdrehen – so banal und unbequem es klingt. Es geht aber auch komfortabler. Diese einfachen Maßnahmen machen sich schon bei der nächsten Abrechnung bemerkbar:
- Setzen Sie Durchflussbegrenzer ein. Für Duschen gibt es auch Wassersparduschköpfe. Beides erhalten Sie in jedem Baumarkt für ein paar Euro. So lassen sich die Warmwasserkosten laut Umweltministerium fast um die Hälfte verringern. Noch mehr sparen Sie, indem Sie das Baden vermeiden und die Duschzeiten verringern.
- Richten Sie Wärmezonen ein und heizen Sie vorrangig die Räume, in denen Sie sich aufhalten. Smart-Thermostate erleichtern Ihnen die Temperatursteuerung. Manche bringen sogar nützliche Funktionen wie eine Abwesenheitserkennung mit.
- Halten Sie die Türen in der Heizperiode möglichst geschlossen.
- In älteren Gebäuden: Dichten Sie die Fenster ab – am besten mit einem selbstklebenden Dichtband aus dem Baumarkt.
- Stellen Sie keine Möbel vor die Heizung. Auch sollten die Heizkörper nicht durch Vorhänge verdeckt werden.
- Falls vorhanden: Ziehen Sie in der Heizperiode die Rollos nachts herunter.
- Gurgelt die Heizung, ist es Zeit, sie zu entlüften. Luft im Heizkreislauf verhindert nämlich, dass die Heizung richtig warm wird.
Wenn das Gas wegbleibt: Elektrisch heizen – aber wie?
Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist die Nachfrage nach Elektroheizungen, Heizlüftern und Elektro-Wärmepumpen rasant gestiegen, wie unsere Auswertung zeigt. Als Grund vermuten wir die Sorge vor drohenden Lieferengpässen bei fossilen Energieträgern – immerhin nutzen fast 60 Prozent der deutschen Haushalte laut Statistischem Bundesamt Erdgas oder Heizöl.
Das trifft auch auf Sie zu und Sie wollen sich für den Ernstfall absichern? Von Heizlüftern raten wir ab, das sind Stromfresser. Außerdem ist es mit ihnen praktisch unmöglich, ein Wohnzimmer eben mal auf Temperatur zu bringen – und das Gebläse wirbelt nur den Staub auf. Klassische Elektroradiatoren und Konvektorheizungen werkeln effizienter. Für kleine Räume bieten sich Infrarotheizungen an.
Waschmaschinen: Effizienzklasse beim Stromsparen nicht immer entscheidend
Waschmaschinen der besten Energieeffizienzklasse A sind im Schnitt teurer als Modelle der schwächeren Klassen. Gleichzeitig liegen die Verbräuche der Klassen zu nah beieinander, als dass sich die Mehrkosten über den niedrigeren Strombedarf während der durchschnittlichen Lebensdauer eines Geräts einsparen ließen. Der Kauf einer Waschmaschine der Klasse A lohnt sich also unter dem Klima-, weniger aber unter dem Kostenaspekt. Eine Ausnahme ist zum Beispiel die Beko WTC81465S, die im Test der Stiftung Warentest mit der Gesamtnote „gut“ abschnitt – Kostenpunkt: moderate 500 Euro. Einen guten Kompromiss stellen ferner oft Waschmaschinen der Energieklassen B und C dar. Auch diese sind umweltfreundlich – und im Schnitt in der Anschaffung deutlich günstiger als die A-Klasse. Unser Lesetipp: „Waschmaschinen: Öko, langlebig & günstig – geht das?“
Der Griff zu einem sparsamen Gerät ist aber nur die halbe Miete. Denn die Verbrauchsangaben beziehen sich lediglich auf das Sparprogramm („Eco 40/60“). Die beliebten Kurzprogramme beispielsweise saugen deutlich mehr Strom. Die Kosten können Sie also auch mit dem richtigen Waschverhalten im Zaum halten.
Unsere Tipps rund ums Wäschewaschen:
- Nutzen Sie so oft es geht das Öko-Programm.
- Machen Sie die Trommel voll. Trotz Mengenautomatik: Waschen Sie oft nur kleine Mengen, zahlen Sie drauf.
- Waschen Sie möglichst bei niedrigen Temperaturen. Das schont auch die Textilien. Eine Waschtemperatur von 30-40 Grad ist völlig ausreichend. Waschen bei 60 Grad ist nur dann nötig, wenn die Wäsche keimfrei werden muss. Hierfür gibt es aber auch Desinfektionswaschmittel, die bereits bei niedrigeren Temperaturen ihre Wirkung entfalten.
- Bei Nutzung eines Wäschetrockners: Reinigen Sie regelmäßig das Flusensieb. Auch das spart Energie. Besser: Wäsche aufhängen – vor allem im Sommer. Denn selbst sparsame Trockner verbrauchen dreimal mehr Energie als eine Waschmaschine.
- Beim Bügeln: Bügeleisen einfach fünf Minuten früher ausstecken und Resthitze nutzen.
Kühlschrank: Auf die Größe kommt es an
Je höher das Volumen eines Kühlschranks, umso höher der Energieverbrauch. Beim Neukauf sollten Sie daher darauf achten, dass Sie den Kühlschrank möglichst voll bekommen. Aber: Lassen Sie etwas Abstand zwischen den Lebensmitteln. So gelangt die Luft besser an das Kühlgut. Tipp: Mit dem Größenfilter in unserer Bestenliste finden Sie passend zu Ihrem Bedarf die richtige Kühlschrankgröße.
Leider gibt es derzeit nur wenige Kühlschränke der Effizienzklasse A oder B. Bei den klassischen Kühl-Gefrier-Kombinationen bündelt sich der aktuelle Markt zwischen den Klassen C und E.
So optimieren Sie die Kühlschranknutzung:
- Tauen Sie den Kühlschrank regelmäßig ab. Eis wirkt wie eine Isolationsschicht und der Kühlschrank benötigt mehr Energie, um die Kühltemperatur zu halten. Verzichten Sie auf die automatische Abtaufunktion – besser: einfach ausschalten. Wenn es schnell gehen muss, stellen Sie ein Gefäß mit heißem Wasser hinein. Komforttipp: Kühlschränke mit NoFrost oder LowFrost verhindern bzw. reduzieren die Eisbildung.
- Eine Kühltemperatur von 7 Grad ist für die meisten Lebensmittel völlig ausreichend. Mit jedem Grad weniger steigt der Stromverbrauch signifikant.
- Vermeiden Sie Sonneneinstrahlung und stellen Sie den Kühlschrank möglichst weit weg von Wärmequellen wie Herd, Heizkörper und Heizungsrohr. Achten Sie auf einen ausreichenden Abstand zur Wand, um Wärmestau an der Geräterückseite zu vermeiden.
- Öffnen Sie die Kühlschranktür möglichst selten.
- Bei längeren Abwesenheiten: Schalten Sie den Kühlschrank ab und lassen Sie die Türen geöffnet.
Kochen: Induktionsherde am effizientesten, bei den Betriebskosten aber nicht am günstigsten
Der Markt der Küchenherde unterteilt sich in:
- Gasherde
- Herde mit gusseisernen Kochplatten
- Herde mit Cerankochfeldern und Heizspule
- Induktionsherde
Sparsamster Vertreter nach Killowattstunden ist der Induktionsherd, bei dem das Kochgeschirr durch Wirbelströme direkt erhitzt wird. Gasherde rangieren im Effizienzvergleich auf dem letzten Platz, wie die folgende Grafik veranschaulicht. Beim Blick auf die Betriebskosten wendet sich das Blatt aber: Weil der durchschnittliche Gaspreis immer noch deutlich unter dem Strompreis liegt, kochen Sie mit einem Gasherd trotz des höheren Verbrauchs im Normalfall günstiger. Hinzu kommt, dass Induktionsherde in der Anschaffung teurer sind und spezielles Kochgeschirr benötigt wird. Nähern sich die Gaspreise aber weiterhin den Strompreisen – etwa aufgrund eines Gaslieferstopps Russlands –, werden die Karten neu gemischt. Daher raten wir Ihnen bei einer Neuanschaffung zum Induktionsherd. Übrigens: Wollen Sie sich gegen mögliche Engpässe bei der Energieversorgung wappnen, machen Sie sicher nichts verkehrt, wenn Sie auch noch etwas Geld für einen Gas- bzw. Campingkocher in die Hand nehmen.
Unsere Energiespartipps rund ums Kochen:
- Beim Reiskochen: Weichen Sie den Reis vorher eine Weile ein. Dadurch verringern Sie die Kochzeit.
- Verwenden Sie einen Schnellkochtopf für Speisen, die länger gegart werden müssen.
- Reinigen Sie regelmäßig den Filter Ihrer Dunstabzugshaube.
- Spülen per Hand verbraucht mehr Energie als eine Spülmaschine. Wie bei der Waschmaschine gilt: Spülmaschine voll machen und Öko-Programm möglichst oft nutzen.
- Erhitzen Sie Speisen lieber in der Mikrowelle als auf dem Herd.
Staubsauger: Neue Geräte sparen bis zu 80 Prozent Strom
Knöpfen Sie sich auch mal Ihren Staubsauger vor. Ältere Geräte ziehen nämlich im Schnitt 2.200 Watt aus der Steckdose, neuere etwa 700 Watt und die sparsamsten sogar nur um die 500 Watt – wir beziehen uns auf die seit 2019 bei uns gelisteten Geräte. Saugen Sie also eine Stunde pro Woche, sparen Sie mit einem neuen Gerät im Vergleich zu einem alten bis zu 80 Prozent, oder konkret: rund 30 € pro Jahr.
Keine Sorge: Die Saugkraft eines Staubsaugers hängt nicht von der Wattzahl ab. Viel wichtiger ist das möglichst perfekte Zusammenspiel der Faktoren Luftstromführung, Bodendüse, Filtertechnik sowie Gehäusedämmung. Zahlreiche Tests bestätigen: Sparsame Staubsauger leisten genauso gute Arbeit wie ihre stromfressenden Ahnen.
Elektronik: Auch beim Fernsehen und im Arbeitszimmer können Sie Strom sparen
Je heller und kontrastreicher das Bild Ihres TV-Geräts, umso höher der Stromverbrauch. Einfache Maßnahme: Drosseln Sie die Hintergrundbeleuchtung, reduzieren Sie Helligkeit und Kontrast. Viele Smart-TVs sehen einen Energiesparmodus vor, der im Grunde genau das macht. Strom sparen Sie auch, indem Sie die Helligkeit Ihres PC-Bildschirms verringern – in Zeiten von Homeoffice umso mehr.
Bleiben wir am Schreibtisch: Notebooks verbrauchen weniger Energie als Desktop-PCs und Tintenstrahldrucker sind sparsamer als Laserdrucker. Drucken Sie häufig, raten wir, den Drucker am Netz zu lassen. Auch das verbraucht zwar Strom. Viele Geräte führen aber nach dem Einschalten eine automatische Reinigung der Tintendüsen durch, wenn sie zuvor vom Netz genommen wurden. Das frisst mehr Energie. Besitzen Sie einen Laserdrucker und drucken Sie häufig, lassen Sie ihn am besten im Standby. Das verbraucht weniger Strom als das energiezehrende Aufheizen nach dem Einschalten. Ansonsten gilt: Trennen Sie nicht benötigte Geräte vom Netz. Verteiler mit eingebautem Schalter erleichtern das. Während mehrwöchiger Abwesenheiten lohnt es sich auch, den Router auszuschalten.
Licht: Energiesparende LED-Beleuchtung inzwischen Standard
Tatsächlich steckt in der Hausbeleuchtung das geringste Sparpotenzial. Denn der Energieanteil für Licht macht im Schnitt nur ein Prozent des Gesamtbedarfs im Haushalt aus. Das könnte auch daran liegen, dass sich Energiesparlampen mit LED-Technik inzwischen flächendeckend durchgesetzt haben. Trotzdem: Vermeiden Sie indirekte Beleuchtung und verwenden reflektierende Lampenschirme, lassen sich noch ein paar Wattstunden rausholen – das Klima wird es Ihnen danken. Auch Halogenbeleuchtung – selbst dimmbare – lässt sich durch LED-Leuchtmittel ersetzen.