Cook-it von Bosch: Bedienung via Smartphone/App (Bildquelle: bosch.de)

Cookit vs. Thermomix: Angriff auf den Marktführer

Über 30 Jahre durfte Vorwerk stolz darauf sein, mit dem Thermomix das Referenzmodell unter den Küchenmaschinen mit Kochfunktion im Stall stehen zu haben. Die Maschine verkaufte sich millionenfach und erlangte mit der Zeit nahezu Kultstatus. Dieses Kunststück gelingt nur wenigen Haushaltsgeräten, etwa den Staubsaugern von Dyson oder den Grills von Weber.
Doch die Ära der unangefochtenen Marktführerschaft soll sich nun langsam dem Ende zuneigen, wenn es nach dem Willen des Münchner Konkurrenten Bosch geht. Nach langer Vorbereitungszeit und etlichen verschobenen Auslieferungsterminen macht seit Juni 2020 der Cookit dem Thermomix den alleinigen Spitzenplatz streitig. Und zwar durchaus mit Erfolg, wie sich, kurz vor Ablauf der ersten 100 Tage nach Verkaufsstart, zwischenbilanzieren lässt.

Raffiniert in Position gebracht

Dieser Erfolg überrascht nicht wirklich. Denn schon im Vorfeld zog der Cookit die Aufmerksamkeit der Kunden mit dem Versprechen auf sich, aus den Schwachstellen des scheinbar übermächtigen Gegners gelernt zu haben und es besser zu machen – ein raffinierter Coup. Bereits die Ankündigung des Cookit versetzte etliche potenzielle Thermomix-Neukunden in Aufregung, nicht wenige zögerten den Kauf des aktuellen Modells Thermomix T6 bis zum Marktstart des Cookit hinaus.

Thermomix TM6

Gut

1,6

Vorwerk Thermomix TM6

9 Tests

0 Meinungen

Cookit

Gut

1,9

Bosch Cookit

6 Tests

1 Meinung

Was kann der Cookit besser als sein Vorbild?

Platz, Platz – und noch mal mehr Platz

Sehr zum Unmut vieler Besitzer stagniert die Topfgröße des Thermomix seit mehreren Modellversionen bei 2,2 l. Für eine vierköpfige Familie kann der Kochbehälter schon mal knapp werden. Der Cookit erhört die Kundenwünsche und stockt kräftig auf, nämlich auf satte 3 l Fassungsvermögen. Damit schließt der Bosch zum bisherigen Vorreiter in diesem Punkt auf, nämlich zum Kenwood Cooking Chef Gourmet.
Nachteil dieser Aktion: Räumen Sie vor dem Aufstellen des Geräts großzügig die Küchenzeile frei. Denn der Cookit geht in die Breite und nimmt mindestens 34 x 46 cm Stellfläche in Anspruch.

Auf die Überzeugungskraft schierer Größe setzt der Bosch auch beim Dampfgaren – eine besonders schonende Zubereitungsform mit steiler Trendkurve. Wie beim Thermomix gehört ein Dampfaufsatz zum Zubehör, doch obendrauf gibt’s beim Cookit sogar noch einen Einsatz für bis zu 1 kg Kartoffeln. Dampfgaren auf drei Ebenen: Großfamilien wissen das sicherlich sehr zu schätzen.

Umfangreiches Zubehör – praktisch für Gourmets, aber auch ein Platzproblem in der Küche. (Bildquelle: bosch.de)

Spezialwerkzeuge statt Universalrührer

Die meisten Kochschritte erledigt beim Thermomix ein Universalrührelement. Das ist überaus praktisch, denn während des Kochens müssen Sie den Einsatz nur ganz selten wechseln. Vorwerk spricht Köchinnen und Köche an, die es möglichst einfach lieben. Bosch hingegen folgt einer anderen Philosophie und setzt auf Spezialwerkzeuge wie etwa einen Zwillings-Schneebesen, und lockt Kunden, denen viel an einem möglichst perfekten Ergebnis gelegen ist – und die dafür gern in Kauf nehmen, die Einsätze zwischen den einzelnen Rezeptschritten zu wechseln. Die Folge: In den ersten Praxistests kredenzte der Cookit fluffige Desserts wie etwa Mousse au Chocolate auf einem meist höheren kulinarischen Niveau als der Thermomix. Fazit: Beim Thermomix sparen Sie beim Kochen mehr Zeit als beim Cookit, dafür punktet dieser mit besseren, professionelleren und oft auch ansehnlicheren Ergebnissen.

Markantes Qualitätsmerkmal des Cookit: Die Ergebnisse fallen optisch meist tadellos aus – das Auge isst eben mit. (Bildquelle: bosch.de)

Der Cookit assistiert beim Kochen und bei der Zubereitung

Zerkleinern, Mixen, Rühren, Kochen – diese vier Grundschritte beherrscht der Thermomix perfekt. Alle weiteren Schritte wie etwa das Zuschneiden oder Raspeln/Reiben von Zutaten erledigen Thermomix-Besitzer notgedrungen nebenher von Hand oder mithilfe einer zusätzlichen Maschine, etwa einem Spiralschneider. Diese tatkräftige Mitarbeit sorgt selbst bei hartgesottenen Thermomix-Fans schon lange für Kritik.

Bosch kontert geschickt und liefert den Cookit mit einer langen Zubehörliste aus, inklusive Durchlaufschnitzer sowie Reibe- und Raspelscheiben. Entscheidender Punkt: Beim Cookit handelt es sich im Kern um eine hochspezialisierte Küchenmaschine mit dem Ziel, ihrem Besitzer möglichst viel händische Mühe bei allen Arbeiten rund ums Kochen und Backen abzunehmen.

Das umfangreiche Zubehör verlangt natürlich Stauraum – Platzprobleme in der Küche sollten Sie also besser nicht kennen. Auf der anderen Seite erstehen Sie mit dem Cookit eine hochwertige, mit allen Schikanen ausgerüstete Universalküchenmaschine, die viele weitere Gerätschaften erspart. Sofern vorhanden, dürfen Sie Ihre alte Küchenmaschine getrost bei eBay einstellen.

Gourmetoffensive aus München für Fleischliebhaber

Dass der Thermomix mittlerweile Fleisch und Gemüse, wenn auch manchmal nur über Umwege, anbraten kann, gilt unter den Fans als Meilenstein der Modellgeschichte. Der Haken an der Sache: Der Funktion fehlt es eindeutig an Wumms. Schuld daran ist die niedrige Höchsttemperatur von 160°C, die in Kombination mit der kleinen Kontaktfläche speziell bei Fleisch kaum Röstaromen entstehen lässt; dem Ergebnis mangelt es nicht selten an Biss und kräftigem Geschmack.

Anders bei Bosch. Erstes Indiz: der Popkorn-Test. Während der Thermomix an dieser Übung scheitert, platzen im Cookit nach kurzer Zeit die Maiskörner auf und hüpfen munter im Topf herum. Der Grund: Auf satte 200°C heizt sich der Topfboden hoch, der außerdem mit seinem Durchmesser von 19 cm vom Hersteller zurecht als erste „Pfanne“ unter den kochenden Küchenmaschinen angepriesen wird. Bis zu vier Schnitzel brutzeln im Cookit locker nebeneinander; der Thermomix muss hier passen. Mehr als Geschnetzeltes oder gewürfelte Fleischstücke für Gulasch & Co. sind bei ihm nicht drin. Im Cookit dagegen können Sie auch schnell mal ein großes Stück Fleisch anbraten.

Display, Zubehör und Handhabung: In allen drei Punkten überzeugt der Cookit mit guten Noten. (Bildquelle: bosch.de)

Was Tester sonst noch über den Cookit herausgefunden haben

Die bislang vorliegenden Testergebnisse erlauben selbst in Detailfragen ein genaueres Bild des Cookit – der Einfachheit halber hier in einem Schnellüberblick zusammengefasst:

  • Lautstärke: Setzt der Thermomix in der Familie im Haus gegenüber zum Häckseln von Möhren an, rollen die Nachbarn – selbst bei geschlossenen Fenstern – die Augen, Haustiere flüchten panisch unters Sofa. Für ein nachbarschaftsverträgliches Dimmen des Donnergrollens auf Presslufthammerniveau mit knapp über 100 Dezibel bräuchte es eben spezielle Schallschutzfenster. Dagegen wirkt der Cookit fast dezent. Fachexperten messen maximal 89 Dezibel zu Stoßzeiten, was einem kräftigen Staubsauger entspricht. Im Normalbetrieb sind sogar Gespräche beim Kochen möglich.
  • Das Display: Groß, hell, sehr gut ablesbar – auch beim zentralen Steuerelement glänzt der Cookit. Selbst mit feuchtnassen Fingern reagiert der Bildschirm und setzt Befehle tadellos um, bei Wassertröpfchen oder -schlieren auf dem Display ebenso. Das perfekte Touchdisplay bei einer Küchenmaschine steht trotzdem noch aus. Wie bei allen aktuellen Modellen am Markt ruckelt der Bildlauf beim Scrollen auch beim Cookit etwas.
  • Material, Verarbeitung, Zubehör: Bosch lässt in dieser Hinsicht nicht die leisesten Zweifel am stolzen Preis von rund 1.400 Euro zu. Der Cookit ist ein Paradebeispiel für Qualität, betonen die Fachtester selbst nach mehrmaligem Drehen, Wenden und Beklopfen der Küchenmaschine. Und er ist ein Schmuckstück obendrein, falls Design und Anmutung zu den kaufrelevanten Beweggründen zählen. Kleiner Wermutstropfen, den wir nicht verschweigen können: Beim Motor setzt Bosch auf Kohlenbürsten und Zahnriemen, typische Verschleißteile mit natürlichem Verfallsdatum. Keine Tragödie: Austausch/Reparatur sind einfach und preiswert. Mit seinem verschleißfreien Motor aber hat der Thermomix in diesem Punkt definitiv die Nase vorn.
  • Die Paradedisziplin des Thermomix ist das Zerkleinern und Mixen von Zutaten. Hier macht ihm keiner was vor, erst recht nicht der Cookit. Immer wieder scheitert dieser während der Tests an der Aufgabe, die Zutaten möglichst homogen zu verarbeiten; gröbere Stücke bleiben zurück und vermiesen das Ergebnis. Suchen Sie einen Hochleistungsmixer auf Top-Niveau, kommen Sie um den Thermomix daher nicht herum.

 

Fazit: Was fehlt dem Cookit zum Gewinner?

Duell der Konkurrenten: Links der Thermomix, rechts der Cookit. (Bildquelle: vorwerk.de/bosch.de)

Pros und Contras zusammengenommen, bescheinigen die Experten dem Cookit, den Thermomix ernsthaft herauszufordern; einige Stimmen gehen sogar so weit, dass mit dem Cookit zum ersten Mal seit Jahren der Thron des Thermomix ins Schwanken gerät. Bedeutet für Sie: Wenn Sie bereit sind, rund 1.400 Euro für eine Kochhilfe auf den Ladentisch zu blättern, dürfen Sie Ihre Wahl zwischen zwei gleichwertigen, und zwar auf hohem Niveau gleichwertigen, Küchenmaschinen treffen.
Bei aller Freude über dieses ermunternde Zwischenergebnis der ersten Testreihen sitzt, wie wir vermuten, dem mutigen Münchner Herausforderer trotzdem ein Stachel (hoffentlich: des Ansporns) im Fleisch: Was hat den Cookit daran gehindert, den Thermomix in die Rolle des Verfolgers abzudrängen?

„Guided Cooking“: Rezepte direkt über das Display abrufen. (Bildquelle: bosch.de)

 

Die Antwort: Das Herzstück aller kochenden Küchenmaschinen, die Schritt-für-Schritt-Kochanleitungen („Guided Cooking“-Rezepte). Ihnen verdankt der Thermomix nachweislich seinen Siegeszug. Die Küchenmaschine wurde auf einer Begeisterungswelle hunderttausender Kunden in den letzten Jahren förmlich zur Marktführerschaft getragen – mehr oder weniger unabhängig von ihren rein technischen (Meister-)Leistungen.
Heißt: Nur wer diese Nuss knackt – Kochen mit Gelinggarantie, selbst für Anfänger –, darf ernsthaft davon träumen, den Thermomix zu überflügeln. Umso schmerzlicher für Bosch deshalb bestimmt die – mitunter – Kleinigkeiten, an denen die „Guided Cooking“-Rezepte des Bosch in den Praxistests gescheitert sind:

  • Eine Suchfunktion für die Rezepte: Fehlanzeige! Umständliches Blättern im Rezeptbuch verleidet den Spaß, spannende Gerichte fürs Abendessen auszuwählen.
  • Keine Gesamtübersicht aller Rezeptschritte. Sie können also nicht, wie beim Thermomix, die Zeit, während der Cookit gerade mit Kochen beschäftigt ist, vorausschauend nutzen und schon mal den nächsten Schritt vorbereiten. Folge: Die Zubereitung zieht sich künstlich in die Länge.
  • Häufig verlangen die Rezepte einen Wechsel der Werkzeuge, und zwar mehrmals. Das heißt, Sie müssen zwischendurch einzelne Werkzeuge von Hand abspülen, denn das bordeigene Reinigungsprogramm verlangt den Abbruch des Kochvorgangs.
  • Heute soll der Cookit statt für vier nur für zwei Personen kochen? Zücken Sie den Taschenrechner. Denn der Cookit bricht die Rezepte/Mengenangaben nicht entsprechend runter, sondern überlässt Ihnen diese Aufgabe.

Screenshot der Rezepte- und Community-Seite des Thermomix: rezeptwelt.de

Das soll vorerst genügen. Denn angesichts der Ambitionen, die Bosch mit dem Cookit hat, ist davon auszugehen, dass mit jedem Update der Rezepte-App bzw. der Software diese Misslichkeiten schon bald als Kinderkrankheiten in Vergessenheit geraten werden. Das „Guided Cooking“-Programm des Cookit steht noch in den Startlöchern, wird aber von Bosch offensichtlich mit Verve vorangetrieben.

Viel schwerer wiegt im Meinungsbild der ersten Probanden wie auch Experten stattdessen – zumindest aktuell noch – der gewaltige Vorsprung des Thermomix bei der Rezeptvielfalt. Den ein paar Hundert auf Seiten des Cookit stehen gigantische 30.000 Thermomix-Rezepte gegenüber, die Sie, bei drei Mahlzeiten am Tag, 27 Jahre lang versorgen. Eingebettet ist dieses Reservoir in eine nicht weniger riesige Fan-Community, zugleich Ansprechpartner, Ratgeber und Tröster in der Not, wenn mit dem Thermomix mal was schiefläuft, aber auch eine Art Austauschplattform unter Freunden mit Social-Media-Touch (www.rezeptwelt.de/www.cookidoo.de).

  Lieferumfang Fassungsvermögen Unser Fazit Stärken Schwächen Bewertung Angebote
Thermomix TM6

Gut

1,6

Spatel, Messbecher, Universalmesser, Garaufsatz, Kochbuch 2,2 l Enorme Funk­ti­ons­viel­falt, die ihren Preis hat

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9 Tests

Cookit

Gut

1,9

3D-Rührer, Doppel-Schneebesen, Universalmesser, Zerkleinereraufsatz, Gareinsatz,… 3 l Vor-​ und Zube­rei­ten in einem Arbeits­gang

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1 Meinung

6 Tests


Die alles entscheidende Frage, die Sie als potenzieller Kunde für sich beantworten müssen, lautet also: Bin ich bereit dazu, mich auf ein Abenteuer mit dem Newcomers Cookit einzulassen, oder setze ich lieber auf Bewährtes?

Der Platzhirsch Thermomix: Testergebnisse

Der Newcomer Cookit von Bosch

Top-20-Bestenliste Küchenmaschinen zum Kochen

von Wolfgang Rapp

Fachredakteur im Ressort Home & Life – bei Testberichte.de seit 2008.

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