01.11.2022
Desktop-PC selber zusammenstellen
Der Weg zu Ihrem Traum-PC
Desktop-Computer haben einen großen Vorteil gegenüber Notebooks, Tablets & Co.: Sie sind nicht gezwungen Fertig-Geräte zu kaufen, sondern können sich quasi à la carte Ihre Wunschkomponenten zusammensuchen und den PC entweder fertigen lassen oder gleich selbst zusammenstecken. Dieser Wegweiser soll Ihnen dabei helfen, bei jeder Komponente die für Sie richtige Wahl zu treffen.
Gehäuse: Die Hardware muss atmen
Das Gehäuse ist maßgeblich für die Wärmeentwicklung und das Betriebsgeräusch des Computers verantwortlich. Eine gute Geräuschdämmung und hochwertige Lüfter sorgen für ein ruhiges Betriebsgeräusch und gute Kühlung.
Prinzipiell lässt sich sagen, dass sich Hardware in größeren Gehäusen wohler fühlt. Wenn Sie den Platz entbehren können, raten wir dementsprechend mindestens zu Midi-Tower-Gehäusen.
Wenn Sie nur einen PC für einfache Aufgaben zusammenstellen wollen oder wenig Platz haben, sind Mini-PC-Gehäuse dennoch eine brauchbare Option – denn die sparsamen Komponenten benötigen deutlich weniger Kühlleistung als Highend-Hardware. In diesem Fall bieten sich auch Barebone-PCs an, die stets mit einem zur Gehäusegröße passenden Prozessor bestückt sind und nur noch eine Festplatte, Arbeitsspeicher und das Betriebssystem benötigen, um einsatzbereit zu sein.
Mainboard: Die erste Weggabelung
Bei der Wahl des Mainboards steht die erste Grundsatzentscheidung an: Je nachdem, ob Sie sich für ein AMD-Mainboard oder eine Hauptplatine mit Intel-Chipsatz entscheiden, sind Sie auch beim Prozessor auf den jeweiligen Hersteller festgesetzt. Die meisten AMD-Prozessoren setzen auf den AM4-Prozessorsockel, der schon seit einigen Generationen genutzt wird. AMD ist Vorreiter beim PCI-Express-4.0-Standard, der bei Festplatten und der Grafikkarte wahrscheinlich in den nächsten Jahren mehr und mehr zur Pflicht werden wird. Wenn Sie also heute schon einen zukunftssicheren PC haben wollen, sollten Sie zu einem Mainboard mit PCI-Express 4.0 oder gleich PCI-Express 5.0 greifen.
Der Formfaktor sollte an die Gehäusegröße angepasst werden. Ebenso wie beim Gehäuse sind größere Platinen tendenziell besser dazu geeignet, die Temperaturen im Zaum zu halten.
Wie teuer darf das Mainboard sein?
Auch wenn das Mainboard die Zentrale für alle Hardwarekomponenten im PC darstellt, können Sie hier Geld sparen. Teure Mainboards jenseits von 300 Euro bieten in der Regel nur Profi-Anwender:innen und Übertaktungs-Fans mit extravaganten Systemkonfigurationen klare Vorteile. Im Preisbereich zwischen 150 und 250 Euro gibt es bereits viele gute Modelle, die für normale bis anspruchsvolle Anwender genug Leistung und Schnittstellen bereitstellen.
Auf die Netzwerkanbindung achten! Während WLAN bei Notebooks, Tablets und Co. absoluter Standard ist, ist die Schnittstelle bei PCs immer noch keine Selbstverständlichkeit. Wenn Sie Ihren PC per WLAN ans Netzwerk anbinden wollen, greifen Sie am besten gleich zu einem Board mit WLAN-Funktionalität. Viele mit WLAN ausgestattete Boards tragen im Namen das Kürzel Wi-Fi.
Prozessor: Kernzahl gibt den Takt an
Der Prozessor ist das Herzstück eines jeden PCs und für die Systemleistung die bestimmende Komponente. Die Preisspanne ist groß: Von ca. 50 bis zu mehreren Tausend Euro ist die Auswahl hier groß. Wenn Ihr PC nur für Alltagsaufgaben gedacht sein soll, können Sie auch schon bei günstigen Modellen um 100 Euro fündig werden. Medienbearbeiter und Gamer sollten hier lieber ein paar Euro mehr einplanen. Die Faustregel für anspruchsvolle Anwendungen lautet: So viele Kerne wie möglich und ein hoher Takt ab 3,5 GHz.
Die beiden Konkurrenten AMD und Intel haben Ihre Modellreihen inzwischen namentlich angenähert, was den Markt etwas übersichtlicher macht. Hier unsere Empfehlungen für jeden PC-Einsatzzweck:
Klasse | Serien | Preis | Einsatzzweck |
Budget-CPUs | AMD Athlon, Intel Pentium, Intel Celeron | ca. 50 - 100 € | Für leise und energiesparende Systeme. Geringes Leistungsniveau, aber ausreichend für Browser, Textverarbeitung und leichte Medienbearbeitung |
Einsteiger-CPUs | AMD Ryzen 3, Intel Core i3 | ca. 100 - 200 € | Anspruchsvollere Office-Aufgaben (Tabellenkalkulation), hohes Tempo bei Alltagsaufgaben wie Webbrowsing oder Videostreaming. |
Mittelklasse-CPUs | AMD Ryzen 5, Intel Core i5 | ca. 200 - 400 € | Guter Kompromiss aus Preis und Leistung. Genug Power für Gaming und Videorendering. |
Oberklasse-CPUs | AMD Ryzen 7, Intel Core i7 | ca. 400 - 500 € | Erfüllen auch hohe Ansprüche. Oft Leistungsreserven für zukünftige Entwicklungen. Top für Gaming und Medienbearbeitung. Höherer Strombedarf. |
Workstation-CPUs | AMD Threadripper, Intel Core i9, Intel Xeon | ab 500 € | Für professionelle Anwendungen (z.B. CAD-Software, Rendering). Kaum Vorteile für Gaming. |
Bei den meisten Prozessoren ist ein passender Kühler bereits im Lieferumfang enthalten. Diese sind in der Praxis oftmals besser als ihr schlechter Ruf und für Normalanwender ausreichend. Allerdings sind diese Lüfter meist etwas lauter, weshalb der Kauf eines hochwertigeren CPU-Kühlers doch empfehlenswert ist, sofern man ca. 50 Euro mehr entbehren kann.
Arbeitsspeicher: Etwas mehr kann nicht schaden
Wenn der Arbeitsspeicher zu knapp ist, leiden Stabilität und Rechenleistung des PCs immens. Anspruchsvolle Programme genehmigen sich häufig sehr viel des wertvollen Zwischenspeichers, weshalb es hier nie eine schlechte Idee ist, von Anfang an einen größeren Puffer zu haben. Deshalb geben wir folgende Empfehlungen:
- Minimum für Budget-PCs: 8 GB RAM
- Optimum für leistungsstarke Systeme und Gaming: 16 GB RAM
- Für Foto und Videobearbeiter: 32 GB RAM
Der DDR4-Arbeitsspeicher ist aktuell noch der gängige Standard, wird aber nach und nach durch den DDR5-Standard ersetzt. Für längerfristige Käufe lohnt sich bereits heute die Mehrinvestition in den neuen, weitaus schnelleren Standard. Kaufen Sie idealerweise ein RAM-Set mit zwei bis vier identischen Speicherriegeln (z.B. 2 x 8 GB oder 4 x 4 GB), denn zwei parallel arbeitende RAM-Riegel im sogenannten Dual-Channel-Modus arbeiten weitaus effizienter als ein einzelner Speicherträger.
Tipp: RAM-Takt nicht vernachlässigen!
Ein wichtiger Leistungsaspekt, vor allem beim Gaming, ist der Speichertakt, der von vielen gerne außenvorgelassen wird: Ideal sind hier Speicherriegel mit über 3.000 MHz Takt. Den Standardtakt erkennen Sie in der Produktbezeichnung an der Zahl hinter DDR4 (z.B. DDR4-2666). Achtung: Viele Mainboards haben eine Maximalgrenze für den Speichertakt!
Betriebssystem: Windows vs. Linux
Für die meisten Nutzer ist Windows das Betriebssystem der Wahl, auch wenn es Geld kostet. Windows 10 ist das bislang ausgereifteste Betriebssystem aus dem Hause Microsoft, weshalb sich die Investition lohnt. Mit einer Windows-Installation haben Sie die größte Auswahl an Software und ab Werk viele gute Bordmittel für die grundlegende PC-Nutzung.
Windows 11: Lohnt sich das neue System?
Das beliebte Windows 10 wurde inzwischen von Windows 11 abgelöst. Neben signifikanten Design-Änderungen hat sich auch unter der Haube einiges getan. Ob sich der Umstieg lohnt, klären wir auf unserer Windows-11-Themenseite.
Wenn Sie kein Geld ausgeben möchten, stehen im Internet eine Vielzahl an alternativen Betriebssystemen zur Auswahl, die fast allesamt auf dem Open-Source-Projekt Linux basieren. Für Einsteiger sind hier vor allem Ubuntu, Linux Mint und Elementary OS empfehlenswert. Mit Linux-Systemen sitzen Gamer allerdings fast völlig auf dem Trockenen.
Apples Betriebssystem macOS ist exklusiv für Apple-Geräte und lässt sich nicht auf jeder x-beliebigen Hardware installieren.
Festplatte: SSDs werden zur Pflicht
Das alte Duell zwischen der klassischen Magnetfestplatte und der modernen SSD (Solid State Drive) ist inzwischen entschieden: Eine SSD wird immer mehr zur Pflichtkomponente. Ohne SSD fühlen sich PC-Systeme schlicht träge an. Einen Preisvorteil bringen die alten HDDs inzwischen kaum mehr.
So lautet die entscheidende Frage heutzutage viel eher, welche Art von SSD eingebaut werden soll. Die SATA-SSD ist immer noch verbreitet und findet auf so gut wie jedem Mainboard den passenden Anschluss (SATA3), wird aber von den M.2-SSDs (oder auch PCIe-SSDs / NVMe-SSDs) klar überboten. Gerade in Hinblick auf die neue PCI-Express-4.0-Schnittstelle (siehe Abschnitt Mainboards) bieten die kleinen M.2-Speicherriegel klare Geschwindigkeitsvorteile und mehr Zukunftspotenzial.
Wenn Ihr PC für Games gedacht ist, sollten Sie eine SSD mit möglichst hoher Kapazität wählen. Da der Speicherbedarf von Spielen stetig steigt, empfehlen wir mindestens 1 TB Kapazität. Eine kapazitätsstarke klassische HDD ist eine mögliche Alternative, die aber negative Auswirkungen auf Performance und Ladezeiten hat. Anspruchsvolle Games könnten gar komplett den Dienst verweigern, wenn Sie auf einer klassischen Magnetfestplatte installiert sind.
Wenn der PC nur für Office-Arbeiten und den digitalen Alltag gedacht ist, können Sie bei der SSD sparen. Denn Dokumente und das ein oder andere Programm kosten kaum Speicherplatz. Eine 256-GB-SSD genügt.
Grafikkarte: Je schärfer der Monitor, desto teurer der Pixelschubser
Die Grafikkarte ist vor allen Dingen für Gaming-PCs wichtig. Sie unterstützt den Prozessor aber zum Beispiel auch bei der Wiedergabe von Videos oder beim Rendern von 3D-Animationen und Videos.
Während bei Prozessor und Mainboard Intel gegen AMD antritt, gibt es bei den Grafikkarten die Wahl zwischen AMD und Nvidia. Letztere sind derzeit der Platzhirsch und punkten mit einer sehr großen Auswahl für viele Preisvorstellungen bis hin zu sündhaft teuren Highend-Karten. AMD hingegen setzt eher auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis in der Mittelklasse. In unserem Ratgeber zu Grafikkarten erklären wir, welche Vor- und Nachteile die beiden Hersteller jeweils mit sich bringen.
Die Wahl der Grafikkarte sollten Sie vor allem von Ihrem Monitor abhängig machen.
- Wenn Sie noch einen Full-HD-Monitor besitzen und diesen auch weiterhin als Spielemonitor nutzen möchten, genügen Grafikkarten zwischen 250 und 400 Euro in der Regel völlig – selbst für anspruchsvolle Games.
- Wenn Sie in QHD oder mit einem extrabreiten 21:9-Monitor mit gestreckter Full-HD-Auflösung daddeln, empfehlen sich schon eher Oberklasse-Karten im Preisbereich zwischen 400 und 500 Euro.
- Für kompromissloses 4K-Gaming (hohe Detailstufen und mehr als 60 Bilder pro Sekunde) ist aktuell noch eine Grafikkarte der Premiumklasse erforderlich. Oberklassekarten bringen Spiele in dieser Auflösung nur mit reduzierten Qualitätseinstellungen flüssig auf die Mattscheibe.
Tipp: Auflösung reduzieren
Idealerweise sollten Spiele immer in der nativen (sprich: höchsten) Auflösung des Monitors genossen werden. Denn bei einer Reduktion der Auflösung unter den nativen Wert kommt es durch die Umrechnung (Interpolation) zu sehr starken Qualitätseinbußen. Manche Games bieten allerdings die Option, die "Renderauflösung" zu verringern. Der Monitor löst weiter nativ auf, aber das Spiel löst trotzdem niedriger auf und spart wertvolle Performance. Das geht zwar auch auf Kosten der Bildqualität, aber lange nicht so stark.
Netzteil: Effizienz und Stärke in der Balance halten
Das Netzteil muss genug Watt bieten, um das System auch bei voller Auslastung stabil mit Energie zu versorgen. Bei der Wahl des Netzteils sollten Sie aber trotzdem nicht nur auf die Stromstärke achten.
So gut wie alle Netzteile haben ein 80-Plus-Zertifikat. Halten Sie am besten Ausschau nach Netzteilen, die mindestens eine 80-Plus-Silber-Zertifizierung haben. Silber, Gold und Co. bieten eine sehr hohe Energieeffizienz und liefern einen Großteil der versprochenen Watt-Leistung. Bei einem Netzteil zählt außerdem die Zuverlässigkeit: Finger weg von Billignetzteilen!
Da die Komponenten immer energieeffizienter arbeiten, hat sich bei den Stromstärken herkömmlicher Netzteile schon lange nicht mehr viel geändert: 500 bis 600 Watt reichen selbst für sehr leistungsstarke Systeme aus. Nur wenn Sie sehr viele Festplatten, haufenweise Peripherie oder Highend-Prozessoren und -Grafikkarten an ihrem System betreiben, sind auch höhere Stromstärken von 800 bis 1.200 Watt sinnvoll.
PC selber zusammenbauen: Nicht ganz trivial
Beim Zusammenstellen des eigenen PCs stellt sich die Frage, ob man das System gleich selbst zusammenbauen sollte. Eigentlich ist dieser Schritt garnicht so schwer. Die meisten Komponenten werden einfach aufs Mainboard gesteckt und mit den mitgelieferten Schrauben fixiert. Die Installation der Treiber und des Betriebssystems ist inzwischen auch keine Wissenschaft mehr. Einige Arbeitsschritte, wie zum Beispiel das Auftragen einer Wärmeleitpaste auf dem Prozessor oder das Kabelmanagement erfordern allerdings weiterhin ein geschicktes Händchen. Eine ausführliche Anleitung, wie der Prozess vonstattengeht, zeigt zum Beispiel Alternate in einem YouTube-Video:
Wenn Sie bereit sind, ein paar Euro mehr auszugeben, übernehmen Shops wie One.de oder Alternate.de den Zusammenbau für Sie. Das spart eine Menge Zeit und stellt sicher, dass von Anfang an alles ordnungsgemäß funktioniert. Für Laien ist das die beste Option.