Ob die Astronauten des Space Shuttles, der erfinderische Serienheld MacGyver oder einfach nur Camper und Heimwerker: Bei allen gehört ein Schweizer Taschenmesser zur Grundausstattung. Das Offiziersmesser der Eidgenossen hat etliche Modifikationen erlebt und als Vorbild für ähnliche Produkte gedient. Es ist allerdings bei Weitem nicht das einzige Werkzeug, das sich Taschenmesser nennen darf. Dazu zählen auch andere Messer, die teilweise für bestimmte Zwecke gebaut sind, etwa für das Segeln, Angeln oder die Jagd.
Bis zu 33 Einzelwerkzeuge
Am bekanntesten ist das Taschenmesser mit den roten Griffschalen und dem Schweizer Wappen. Doch dies ist die zivile Ausführung; das originale Offiziersmesser, das erstmals um 1890 an die Schweizer Armee ausgeliefert wurde, war schwarz, sein aktueller Nachfolger von 2008 ist olivgrün. Neben der ausklappbaren Klinge besaß die 1890-Version einen Dosenöffner, einen Schlitzschraubendreher und eine Ahle. Heute gibt es zivile Modelle mit allen erdenklichen Ausstattungsmerkmalen. Victorinox, der nach der Übernahme des Mitbewerbers Wenger als einziger Hersteller der echten Schweizer Messer übrig geblieben ist, bietet zwei Größen an: Die 91-Millimeter-Standardausführung und die schlankere 84-Millimeter-Ausführung. Spitzenmodell ist das SwissChamp XLT mit 33 Werkzeugen für 150 EUR. Aufgrund seiner Größe von 91 x 27 x 43 Millimetern ist es aber nur noch schwerlich als Taschenmesser zu bezeichnen und eher ein Fall für den Rucksack. Zur Ausstattung gehören u.a. ein Kugelschreiber, eine Kombizange mit Drahtschneider, verschiedene Torx-Schlüssel, ein Pharma-Spachtel und ein Holzmeissel – also Dinge, die man vielleicht doch besser gesondert erwirbt oder die für die meisten Anwender ganz verzichtbar sind. Seiner Aufgabe als Immerdabei-Vielzweck-Gerät kann ein Victorinox-Messer in einer schmalen Ausführung, etwa als „Spartan Lite“ für 30 - 40 EUR, viel eher nachkommen. Das „Spartan Lite“ (91 x 27 x 20.5 Millimeter) ist mit 14 Werkzeugen bestückt, zu denen außer zwei Klingen auch ein Korkenzieher, eine Mini-Pinzette, drei Schraubendreher, ein Dosen- und Flaschenöffner und eine kleine LED-Leuchte gehören. Es steht beispielhaft für einen guten Kompromiss aus Nutzwert und Handlichkeit, den auch andere Modelle wie das „Camping“ bieten.Minimalismus: Nur eine Klinge genügt
Taschenmesser gibt es nicht nur von den Schweizer Marken Victorinox und Wenger, sondern zum Beispiel auch aus Savoyen von Opinel oder aus Solingen von Herbertz. Sie sind allerdings meist etwas größer und nicht als Multifunktionswerkzeug konzipiert, sondern besitzen lediglich eine einzige Klinge. Falls man nur Dinge schneiden oder schälen möchte, ist man hier ebenso gut bedient. Ein stilvolles Opinel ist schon für um die 10 EUR zu haben, die Klinge gibt es auch in nicht rostfreiem Stahl.Feststellbare Klinge
Ein Risiko bei vielen Taschenmessern ist, dass die Klinge bei Druck aus der falschen Richtung einklappen kann und dabei auf die Hand trifft, die den Griff hält. Um dieses Risiko auszuschalten, sind einige Messer mit einer Arretierfunktion ausgestattet. Wiederum sind es die Schweizer, die über eine große Auswahl solcher Feststellmesser verfügen. In der Machart handelt es sich um größere und belastbarere Abwandlungen der Offiziersmesser. So hat etwa das Modell „Rucksack“ von Victorinox die Dimensionen von 111 x 31,5 x 18,5 Millimetern und blockiert die Klinge gegen versehentliches Einklappen. Eine gängige Feststell-Variante ist die so genannten Liner-Lock-Technik, die das Messer im ausgeklappten Zustand durch eine Federmechanik automatisch sperrt und erst auf Knopfdruck ein Versenken der Klinge im Griff zulässt. Opinel hingegen arbeitet mit einem Drehring am Gelenk als Sicherung.Für spezielle Anwendungen und Zielgruppen gibt es Taschenmesser mit Spezialausstattung; Rettungskräfte benötigen einen Gurtschneider und einen Scheibenzertrümmerer, Segler einen Marlspieker, Angler einen Fischabschupper und Gärtner ein Okuliermesser zum Einschneiden der Rinde.