Der Satellitennetzbetreiber Iridium hat einen Nachfolger für sein mobiles Satellitentelefon 9555 vorgestellt. Das als Iridium Extreme 9575 bezeichnete Telefon soll schon in den nächsten Tagen im Handel erhältlich sein und seinen Besitzern weltweit eine Telefon- und Datenverbindung bereitstellen. Und das ist nicht einmal geprahlt: Das Iridium-Satellitennetz deckt als einziges selbst die entlegensten Gebiete der Erde ab. Einmal abgesehen von wenigen Staaten, in denen die Dienste aus politischen Gründen blockiert sind, hat der Nutzer also mit dem Extreme 9575 selbst im Urlaub auf Feuerland oder auf Wüstenexpeditionen stets eine funktionierende Telefonverbindung bei sich. Das allerdings kostet: Das Gerät wird mit rund 1.500 Euro veranschlagt.
Hinzu kommen natürlich noch die Telefonkosten, die bei Iridium zwischen 1,30 Euro und 1,50 Euro je Minute (ins Festnetz) schwanken. Sie können per Rechnung beglichen oder in Form eines Prepaid-Minutenkontingents vorab verrechnet werden. Satellitentelefonie ist also mit Sicherheit nur etwas für jene, die regelmäßig in abgelegenen Regionen unterwegs sind – und die sich um Komfort wenig scheren. Denn im Bereich der Satellitentelefonie gibt es keinen Konkurrenzdruck, was man auf den ersten Blick erkennt: Das Extreme 9575 wirkt noch immer wie ein Nokia-Handy vor 15 Jahren und besitzt nicht einmal selbstverständliche Funktionen, die moderne Handys für einen Zehntel des Preises bieten. Tatsächlich ist die wesentliche Neuerung gegenüber dem mehrere Jahre alten Vorgänger nur der integrierte GPS-Empfänger.
Und wie der funktioniert, bleibt kryptisch. So soll er beispielsweise zum Speichern von Wegpunkten und dem Tracking der Reiseroute eingesetzt werden können. Auch das Absetzen einer Notruf-SMS mit GPS-Koordinaten soll auf Knopfdruck möglich sein. Doch wie das Signal ermittelt wird, ist unbekannt. Ein handelsüblicher Sirfstar-Chipsatz wird jedenfalls nicht beworben. Einige Beobachter vermuten, dass das GPS-Signal um Informationen via Datentransfer über den Iridium-Satelliten ergänzt werden könnte – ähnlich A-GPS in Handys, die Bahnverläufe der GPS-Satelliten zwecks schnellerer Positionsbestimmung über das Mobilfunknetz übermittelt bekommen. Das aber würde brachial hohe Datenkosten verursachen.
Denn Datentransfers via Iridium kosten so viel wie eine normale Gesprächsminute, wobei die Datengeschwindigkeit strikt auf 2,4 kBit/s (unkomprimiert) beziehungsweise 26 kBit/s (komprimiert) beschränkt ist. Datentransfers sind mit dem Extreme 9575 also nicht nur genauso langsam wie reines GPRS, sondern kosten bei dieser Geschwindigkeit ohne Kompression auch problemlos 75 bis 80 Euro je Megabyte. Da wird der Abruf der heimischen E-Mails zum teuren Vergnügen. Darüber hinaus benötigt man dazu auch noch ein 180 Euro teures Zusatzgerät, welches via WLAN-Hotspot die Internetverbindung mit anderen Geräten wie einem Tablet teilen kann. Schließlich kann das Iridium-Telefon selbst keine Mails oder Websites darstellen...
Das nach IP65 zertifizierte Iridium Extreme 9575 ist also wirklich nur etwas für einen sehr beschränkten Kundenkreis. Sollte dieser bereits das Vorgängermodell besitzen, gibt es zudem wenig Gründe aufs neue Gerät zu wechseln, es sei denn, es muss unbedingt das integrierte GPS-Modul sein. Das wäre dann allerdings ein teurer Aufpreis für die neue Zusatzfunktion.
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- Erschienen: 11.02.2014 | Ausgabe: 2/2014
- Details zum Test
37 von 51 Punkten
Preis/Leistung: 2 von 5 Punkten
„Das Extreme 9575 ist mit einem Preis von fast 1.300 Euro auf den ersten Blick sicherlich kein Schnäppchen. Allerdings handelt sich dabei um ein Satellitentelefon mit weltweiter Abdeckung. ... Es passt fast alles – nur die Akkulaufzeit erwies sich im Test als nicht so überzeugend. Man sollte auf jeden Fall einen geladenen Ersatzakku dabei haben.“