14.09.2022
Testberichte.de auf der IFA 2022: Das sind Technik-Trends und Messe-Highlights
Die IFA ist zurück! Die Technik-Messe öffnete 2022 wieder ihre Tore und gewährte Einblicke in aktuelle sowie kommende Produkt-Highlights. Unsere Redaktion war live vor Ort und hat nach aktuellen Trends in den Bereichen Home-Entertainment, Telekommunikation und Computertechnik Ausschau gehalten.
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Die Messe wird schlanker
Trotz diverser aktueller Krisen und der Pandemie war die IFA 2022 wieder offen für Besucher abseits des Fachpublikums. Einige übliche Stamm-Aussteller haben dieses Jahr allerdings auf eine Messepräsenz verzichtet, darunter Microsoft, Lenovo, Acer, OnePlus bzw. Oppo sowie Sony, die bei vorherigen Messejahren sogar eine ganze Halle für sich gemietet hatten und mit dem Xperia 5 IV sowie einem neuen PlayStation-Controller und PlayStation VR2 sogar einige potenzielle Neuvorstellungen im Portfolio gehabt hätten.
Dass insgesamt weniger Hersteller ihre Produkte auf der IFA vorstellten, merkte man auch am Hallenplan: Die kleinen Hallen um den Funkturm des Berliner Messezentrums herum waren diesmal nicht geöffnet und auch in den Messehallen selbst hatten unsere Redakteur:innen mehr Platz, um sich durch die Menge zu manövrieren. Natürlich gab es in den über 30 Hallen trotzdem reichlich brandneue Produkte zu sehen.
Smartphones und Notebooks: Faltbar für mehr Flexibilität
In der wie üblich sehr aufwendig gestalteten Samsung-Halle zeigte der Hersteller seine beiden neuen Falt-Smartphones Galaxy Z Fold 4 und Galaxy Z Flip 4, die im Gegensatz zu vorherigen Generationen diesmal ohne Aufpasser und Warteschlange in die Hand genommen werden durften. Beim Z Fold 4 handelt es sich um ein extravagantes Premium-Gerät, das vor allem Business-Anwender mit seiner auf Produktivität ausgelegten Oberfläche ansprechen dürfte, während das Z Flip 4 eher Kompaktheit und praktische Aspekte in den Vordergrund rückt. Auch beim Technik-Konglomerat TCL und bei Huawei waren Smartphones mit faltbaren Displays zu bestaunen.
Gut
1,7
Samsung Galaxy Z Flip4
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Eine echte Neuheit war das Falt-Notebook Zenbook 17 Fold OLED UX97022 von Asus, das erstmals den großen 17-Zoll-Formfaktor durch ein faltbares OLED-Display mobil und flexibel werden lässt. Ist die faltbare OLED-Bauweise für einzelne Smartphones (sogenannte Foldables) bereits seit einigen Jahren am Markt etabliert, so ist diese Bauweise im Notebook-Bereich noch völlig neu.
Das innovative Gerät konnte an Asus' Messestand begutachtet und nach Belieben gefaltet werden, was für ein hohes Vertrauen seitens Asus in die Robustheit der vermeintlich empfindlichen Displays und Scharniere spricht. Das innovative Notebook lässt sich Asus übrigens fürstlich bezahlen: Zum Marktstart werden 3.699 Euro fällig (UVP).
Aber egal bei welchem Hersteller und ob Notebook oder Handy: Echte Fortschritte sind bei den faltbaren Displays nicht zu erkennen. Der Falz in der Mitte des Displays bleibt in fast allen Lichtsituationen gut erkennbar und auch bei der Bedienung per Finger oder Stift spürt man ihn deutlich.
Auch die wellige Oberflächenstruktur und die im Vergleich zu herkömmlichen Smartphones und Notebooks stärkere Spiegelung bleiben ein Problem, das die Hersteller erst noch lösen müssen.
Abseits der teuren Falt-Geräte fiel uns vor allem auf, dass bei Notebooks, Smartphones, Tablets und Co. anstelle neuer technischer Finessen immer mehr das Design und wertige Materialien betont werden. So beeindruckten zum Beispiel das Honor 70 und Huaweis Nova 10 Pro mit besonders schönen Rückseiten.
Gut
2,3
Honor 70
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Wearables: Smartwatches für alle!
Hersteller von Smartwatches und Fitnesstrackern waren auf der IFA massenweise vertreten, darunter viele hierzulande noch unbekannte Marken aus Fern- und Nahost. Natürlich haben auch populäre Hersteller wie Garmin ihre aktuellen Smartwatches präsentiert.
Den kleineren Herstellern geht es vor allem darum, eine gefühlt vollständige Smartwatch-Nutzererfahrung für kleines Geld zu bieten. Dafür mangelt es den zig neuen Geräten aber an erwähnenswerten Innovationen.
Bei Garmin, Amazfit und Co. fällt wiederum auf, dass das Produkt-Portfolio immer mehr diversifiziert wird, um neue Zielgruppen anzusprechen. So findet man immer mehr Modelle für Damen und schickere Armbänder für modebewusste Käufer:innen.
Apropos Amazfit: Der Hersteller, der für Xiaomi das Mi Band 7 herstellt, präsentierte am Messestand sein eigenes Band 7, das laut den Aussagen der anwesenden Amazfit-Mitarbeiter:innen eventuell auch in Deutschland erscheinen dürfte und beim Display andere Wege geht als beim Xiaomi-Modell.
Thema Nachhaltigkeit: Hauptsache irgendwas Grünes
Natürlich war auch der Schutz unseres Planeten ein Thema an vielen Ständen. Es mangelte im Telekommunikations- und Home-Entertainment-Bereich allerdings an neuen Produktideen, die den Fokus auf Nachhaltigkeit setzen. Stattdessen setzen viele Unternehmen aktuell auf CO₂-Kompensationsprojekte und den vorsichtigen Einsatz von recycelten Materialien. Viele Messestände wurden zudem mit Pflanzen, Holz und grünen Gestaltungselementen verziert, auch wenn nicht immer auch neue Nachhaltigkeits-Initiativen dahinterstanden.
Monitore und Gaming-Peripherie: Größer, schneller, (ultra-)weiter
So gut wie jeder Hersteller von Fernsehern hatte auf der IFA seine eigene Gaming-Abteilung. LG hat sogar ein Hybridgerät vorgestellt, das Smart-TV und PC-Gaming vereint. Die großen Konsolen-Hersteller Sony, Nintendo und Microsoft hatten aber keine eigene Präsenz vor Ort. Der Fokus lag auf Monitoren mit ungewöhnlichen Formfaktoren, mit gekrümmten Panels und extrabreitem Bildseitenverhältnis, wie zum Beispiel Samsungs Odyssey Ark mit satten 55 Zoll. Dieser wurde an Samsungs Messestand an einer Schreibtisch-Spielecke präsentiert, was alles andere als ergonomisch, aber trotzdem reichlich eindrucksvoll aussah.
Fernseher und Gaming: Wer Gaming unterstützt, gewinnt das Spiel
Smart TV hat es als Standard-Feature in die TV-Geräte geschafft, das beweisen uns neben den namhaften auch alle kleineren Hersteller, etwa Strong oder Toshiba. Wer aber einen echten Vorsprung am Markt will, zeigt was er im Bereich Gaming draufhat. HDMI-2.1-Funktionen wie ALLM oder VRR sorgen für eine latenzfreie und flüssige Spiele-Übertragung von Konsole zum TV-Gerät, wie uns Panasonic mit dem 75LX940 demonstriert. In seinem großen Gaming-Bereich, der Flex Arcade, zeigt uns LG die Bildqualitäten des OLED Flex, ein Fernseher, der sich auf Knopfdruck in einen Curved-Monitor verwandelt und sich so perfekt für Konsolen-, PC- oder Cloud-Gaming eignet. Auch Samsung präsentiert im großen Gaming-Bereich sein Gaming-Hub, das auf aktuellen TV-Geräten vorinstalliert ist. Hier hat man zum Beispiel Zugriff auf Streaming-Games über Dienste wie GeForce Now oder Stadia.
Schwarz, schwärzer, OLED
Wo LG vor ein paar Jahren noch als einziger Hersteller rangierte, ziehen jetzt alle anderen nach. So hat inzwischen fast jede Marke mit Rang und Namen OLED-Modelle im Angebot. Kein Wunder, denn Farben und Kontraste wirken auf solchen Displays besonders kräftig, Blickwinkel sind stabil und Schwarzdarstellungen sehen tiefschwarz und eben nicht dunkelgrau aus, wie bei LCD-Panels der Fall. Zudem glänzen viele dieser Displays mit besonders schlankem Profil in der Seitenansicht, wovon wir uns direkt überzeugen konnten. Neben den üblichen Verdächtigen LG und Panasonic, stellen Toshiba oder sogar Daewoo OLED-Modelle vor. Selbst Samsung, Entwickler der OLED-Konkurrenz-Technik QLED, bringt inzwischen OLED-Fernseher auf den Markt und präsentiert auf der IFA sein neues OLED-Top-Modell QN100. Herausragend auch die Performance des Panasonic 55LZ2000, der die Farbtemperatur des Bildes an das Umgebungslicht anpasst, wie uns vorgeführt wurde.
Sattere Farben mit Mini-LED, QLED und QNED
Dort wo es OLED-Panels an Leuchtkraft fehlt, springen LCD-Geräte in die Bresche. Auch in Räumen mit starkem Lichteinfall setzen sich LCD-Bilder durch. Um in Sachen Kontraststärke und Farbkraft mit der OLED-Konkurrenz mithalten zu können, entwickeln die Hersteller verschiedene Methoden, die auf der IFA auffällig oft vertreten waren. Fernseher mit Mini-LEDs im Hintergrundlicht sorgen für eine deutlich präzisere und sehr dynamische Display-Ausleuchtung – und damit auch für bessere Schwarzwerte. QLED- und QNED-Techniken peppen mithilfe von ausgefeilten Methoden die Farbgebung auf. Und das war im Bereich Bild auch eines unserer größten IFA-Highlights. Wo wir auch hinschauten, fielen uns satte und kraftvolle Farben auf. Überraschend, dass sich diese Technologien auch bei den Herstellern der 2. Riege ausgebreitet haben, wie uns die Stände von Smart Tech oder Aiwa beweisen.
8K ist noch nicht vom Tisch
Auch in den letzten Jahren waren 8K-Fernseher immer wieder Thema auf der IFA. Doch Hand aufs Herz: Mit dem Vorgänger-Standard 4K wirken die Bilder schon ausgesprochen scharf, sodass die zusätzliche Schärfe kaum mehr ins Gewicht fällt – jedenfalls nicht auf den gängigen Zollgrößen. Ab 65 Zoll aufwärts profitiert man dann aber doch von der höheren Auflösung, weshalb vor allem die ganz Großen mit dem ultrascharfen Auflösungsstandard ausgerüstet sind, etwa LGs 86-Zöller 86QNED999PB auf der Messe.
Klang: Surround ist King
Bei alldem darf der Klang nicht hintenanstehen, daher warben viele Hersteller auch mit ihren Sound-Lösungen im Bereich TV-Peripherie: Panasonic stellt eine Reihe von Soundbar-Subwoofer-Systemen vor, beeindruckt uns letztendlich aber mit einer Demonstration des internen Tonsystems des Fernsehers 55LZ2000, dessen viele Lautsprecher in der Riegelfront in unterschiedliche Richtungen strahlen und auf diese Weise ein eindrucksvolles 3D-Ton-Erlebnis servieren. Beeindruckend auch deshalb, weil die Tonausgabe im Menü so eingestellt werden kann, dass rechts und links verschiedene Lautstärken ausgegeben werden. Richtig weggeblasen hat uns dann Nubert mit seiner Soundbar NuPro XS-8500 RC, die uns in einer Demonstration eine actiongeladene Soundkulisse mit massiven Explosionen um die Ohren jagte. Zugegebenermaßen haben sicher auch die Surroundspeaker hinter uns (NuPro XI-2000RC) ihren Teil zum gelungenen Klangbild beigetragen. Dennoch herausragend.