16.10.2018
Nahverkehrs-Ranking: Erfurt hat die günstigste Einzelfahrkarte, Hamburg die teuerste
- Testberichte.de hat die ÖPNV-Angebote in Deutschlands 39 größten Städten miteinander verglichen
- Gemessen am Haushaltseinkommen haben ausgerechnet die armen Städte Gelsenkirchen und Duisburg die teuersten Einzelfahrkarten
- In der Gesamtbetrachtung haben Rostock und Chemnitz den günstigsten Nahverkehr, Lübeck und Köln den teuersten
Wie kundenfreundlich ist der öffentliche Nahverkehr in Deutschland? Das Verbraucherportal Testberichte.de hat Preise und Angebote der Verkehrsbetriebe in allen deutschen Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern miteinander verglichen und in einer übersichtlichen Tabelle zusammengefasst: www.testberichte.de/link/nahverkehr
Einzelfahrscheine und Tageskarten: Erfurt und Rostock günstig, Lübeck und Hamburg happig
Mit glatten 2 Euro zahlt ein Erwachsener für eine Einzelfahrkarte zur Hauptverkehrszeit in Erfurts Stadtgebiet am wenigsten, gefolgt von Rostock mit 10 Cent mehr. Am teuersten ist der vergleichbare Fahrschein in Hamburg mit 3,30 Euro und in Lübeck (3,20 Euro). Bei Tageskarten ist Chemnitz mit 4,40 Euro der Preissieger, auch hier liegt Rostock auf dem zweiten Platz (5,20 Euro). Lübeck langt mit 9,60 am kräftigsten zu, Köln und Bonn liegen auf dem zweitletzten Rang (je 8,60 Euro). Kurzstrecken kosten von 1,40 Euro in Stuttgart bis zu 1,90 Euro in Köln, Bonn und Leipzig. Braunschweig, Chemnitz, Dresden, Erfurt und Freiburg bieten diesen Service gar nicht, Karlsruhe nur per Handyticket.
Monatskarte lohnt sich in Augsburg – Hamburg in jeder Hinsicht am teuersten
Betrachtet man die Preise für Monatskarten (ein Erwachsener ohne Abo), darf sich erneut Rostock - hier zusammen mit Freiburg (je 55 Euro) - über den ersten Platz freuen. Hamburg zieht - als einzige Stadt mit einem dreistelligen Betrag (106,40 Euro) - erneut das Feld von hinten auf, Köln und Bonn liegen mit je 95,30 Euro auf dem vorletzten Rang. Doch wo lohnt sich eine Monatskarte am ehesten im Verhältnis zum Einzelfahrschein? Hier liegt Augsburg vorn, dort ist der Kauf von Einzeltickets (2,90 Euro) bereits nach 23 Fahrten amortisiert. 24 Fahrten sind es in Kiel, Bremen und Freiburg. Wieder liegt Hamburg ganz hinten, teilt sich die rote Laterne aber mit Köln, Bonn und Frankfurt: Ganze 33 Fahrten benötigen Fahrgäste in diesen Städten, bevor sich ein Monatsticket rentiert.
Gemessen am Haushaltseinkommen: Gelsenkirchen und Duisburg am teuersten
Doch wie sieht es aus, wenn man die Preise eines Einzelfahrscheins ins Verhältnis zum örtlichen Haushaltseinkommen setzt? Mit knapp 26.000 Euro verfügbarem Einkommen pro Haushalt liegt Freiburg auf Platz 3 der untersuchten Städte und bietet im Verhältnis dazu den günstigsten Einzelfahrschein an (2,30 Euro sind nur 0,0089 Prozent des Einkommens). Erfurt bietet mit 2 Euro nicht nur absolut, sondern auch gemessen am Einkommen von gut 20.500 Euro (Platz 23 aller untersuchten Städte) eine sehr günstige Einzelfahrt an (0,0097 Prozent bedeuten hier Platz 2). Düster sieht es in den strukturschwachen Städten Gelsenkirchen und Duisburg aus: Sie verfügen nicht nur über die niedrigsten Haushaltseinkommen, sondern ihre Einwohner bezahlen im Verhältnis dazu obendrein am meisten für ihre Fahrscheine (0,0166 Prozent des Einkommens). Rein preislich liegen die Fahrscheine mit je 2,70 Euro deutschlandweit exakt im Durchschnitt.
Kinder, Hunde, Fahrräder: Nicht immer überall gute Angebote
Die Preise für Einzelfahrscheine für Kinder (gelten meist von 6 bis 14 Jahren) reichen von 1,20 Euro in Münster, Leipzig und dem hier ausnahmsweise günstigen Hamburg bis 1,90 Euro im hochpreisigen Lübeck. Bei Schülermonatskarten liegt Hannover mit sagenhaft günstigen 15 Euro vorn, gefolgt von Berlin mit 21,80 Euro. Die Schlusslichter Köln und Bonn verlangen mit 71,50 Euro jeweils mehr als das Dreifache. In knapp zwei Drittel der Städte können große Hunde kostenlos mitgenommen werden, andernorts werden zusätzlich 1,30 Euro (Hannover) bis 2 Euro (Dresden) verlangt. Fahrräder fahren nur in Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Chemnitz ohne eigenes Ticket mit, sonst werden für sie zusätzlich 1,40 Euro (Stuttgart) bis 3,50 Euro fällig (alle 10 Städte des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr VRR). In Hamburg, München, Hannover und Freiburg sind Fahrräder zumindest während des Berufsverkehrs morgens um 8 Uhr gar nicht zugelassen.
Handy-Tickets gibt es fast überall, aber häufig ohne Rabatt
Handytickets werden mittlerweile überall angeboten - außer in den Schleswig-Holstein-Metropolen Lübeck und Kiel. Besonders kundenfreundlich ohne Registrierung funktioniert das allerdings nur in Frankfurt, Halle, Leipzig, Magdeburg, Mainz, Rostock und Wiesbaden. Rabatte auf mobile Fahrscheine gibt es in der Hälfte aller Städte. Nur eines kostet in allen untersuchten Verkehrsbetrieben gleich viel: Wer beim Schwarzfahren erwischt wird, muss überall 60 Euro berappen.
Fazit: Rostock und Chemnitz am günstigsten, Lübeck und Köln am teuersten
Betrachtet man alle untersuchten Kriterien gemeinsam, so ist Rostock die Stadt mit dem günstigsten Nahverkehr, gefolgt von Chemnitz und Magdeburg. Am teuersten ist Lübeck, vorletzter ist Köln vor Bonn.
Informationen zur Auswertung von Testberichte.de
Ausgewertet wurden die Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) der 39 größten Städte Deutschlands (über 200.000 Einwohner). Dabei wurden die Tarife für das jeweilige gesamte Stadtgebiet verglichen (z.B. AB in Berlin, 5000 in Frankfurt, 2 Zonen in Stuttgart, Preisstufe 3 in Lübeck). Betrachtet wurden die Preise von Einzelfahrscheinen für Erwachsene, Kinder, Tiere und Fahrräder sowie die Möglichkeit, Fahrscheine per Handy zu lösen. Maßgebend waren die Konditionen, die werktags um 8 Uhr gelten. Verglichen wurden auch die Einzelpreise (ohne Abo) von Monatskarten für Erwachsene und Schüler. Insgesamt wurden zu 10 Kriterien Einzelrankings erstellt (siehe Tabelle: alle Spalten, die das Wort “Ranking” enthalten). Der Durchschnittswert aller Platzierungen bei diesen 10 Rankings war maßgebend für die Platzierung einer Stadt in der Gesamtbewertung. Alle Angaben wurden den Internetseiten der örtlichen Verkehrsbetriebe entnommen (Erhebungszeitraum: 12. bis 19.09.2018).
Quellen:
- Einwohnerzahlen: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1353/umfrage/einwohnerzahlen-der-grossstaedte-deutschlands/
- Verfügbares Einkommen: https://www.statistik-bw.de/VGRdL/tbls/R0B0.jsp?tbl=R2B3
- Internetseiten der jeweiligen Verkehrsbetriebe (Verlinkungen: siehe Tabelle, erste Spalte “Stadt”)
[UPDATE 16.10.2018:] Wir haben berechtigte Hinweise, die wir seit der Veröffentlichung zu dem Nahverkehrs-Ranking bekommen haben, eingearbeitet. Insbesondere wurde der Preis für das Schülermonatsticket (ohne Abo) in Hannover korrigiert: Es kostet tatsächlich 15 Euro und ist damit das günstigste aller untersuchten Städte. Berlin liegt damit nicht mehr an erster, sondern an zweiter Stelle (mit 21,80 Euro).
Das Nahverkehrs-Ranking
Wie verbraucherfreundlich ist das Nahverkehrsangebot in meiner Stadt? Hier geht es zum gesamten Ranking: www.testberichte.de/link/nahverkehr
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