18.04.2023
Fahrrad-Inspektion selber machen: So bekommen Sie Ihr Rad wieder flott
Eine Fahrrad-Inspektion gibt es beim Fachhändler schon für weniger als 50 Euro. Doch im Frühling sind die Wartezeiten lang. Viele Dinge können Sie auch ganz leicht selbst erledigen. Eine Checkliste für die Fahrradpflege mit wichtigen Dos, aber auch ein paar Don‘ts.
Lesen Sie In diesem Artikel:
- Grundreinigung: Hochdruckreiniger nicht zu empfehlen
- Reifen und Speichen prüfen
- Steuersatz: Auf Lagerspiel prüfen
- Griffe: Schrauben ist sicherer als stecken
- Licht: Ein kurzer Check spart Geld
- Bremsen: Wer schlecht bremst, verliert
- Schaltung: Damit das Rad in die Gänge kommt
- Kette reinigen und fetten – aber wie?
Grundreinigung: Hochdruckreiniger nicht zu empfehlen
Den Griff zum Hochdruckreiniger empfehlen wir nicht, weil Wasser in die Lager oder in andere empfindliche Bauteile gelangen kann. Ein Eimer Wasser sowie Lappen und Bürste für schwer zugängliche Stellen tun es auch. Spezielle Fahrradreiniger sind nicht nötig. Ein Spritzer Allzweckreiniger (z. B. Neutralreiniger) ist für die Grundreinigung Ihres Fahrrads völlig ausreichend und auch noch günstiger.
Reifen und Speichen prüfen
Sind die Reifen platt, muss nicht gleich das Flickzeug her. Denn es ist völlig normal, dass mit der Zeit Luft entweicht. Eine gute Gelegenheit, um vielleicht über eine bessere Luftpumpe nachzudenken. Standpumpen machen Druck, sind flexibler als der konventionelle Pumpenknüppel und bringen meistens auch noch einen Druckmesser mit. Wie hoch muss der Luftdruck sein muss, steht auf der Reifenflanke. Tipp: Inzwischen gibt es auch eine Reihe kompakter elektrischer Luftpumpen. Bei der Gelegenheit lohnt es sich auch einmal zu prüfen, ob die Speichen noch gleichmäßig gespannt sind.
Steuersatz: Auf Lagerspiel prüfen
Ein spielfreier Sitz des Steuersatzes verhindert frühzeitigen Lagerverschleiß und Korrosion durch Wassereintritt. Auch Fahr- und Bremshandling profitieren davon. Das Spiel können Sie leicht selbst prüfen: Einfach die Vorderradbremse ziehen und mit beiden Händen behutsam in Fahrtrichtung am Lenker ruckeln. Es hilft auch, den Lenker einzuschlagen und mit einer Hand den Vorbau und mit der anderen das Steuerrohr zu umfassen. So bemerken Sie ein zu hohes Spiel ganz schnell.
Lässt sich der Lenker schwerer drehen als sonst oder ist ein Knarzen zu hören, laufen die Steuersatzlager trocken oder es hat sich im Lauf der Zeit einfach eine Menge Schmodder im Lagerfett angesammelt. In diesem Fall heißt es: Steuersatz zerlegen, ggf. reinigen und Lager mit neuem Fettaufstrich versorgen. Das überlassen viele aber lieber der Werkstatt. Falls Sie sich das selbst zutrauen: Wichtig ist, nicht irgendein Fett zu verwenden. Nutzen Sie möglichst zähes Fett, das besser haftet.
Griffe: Schrauben ist sicherer als stecken
Griffe zum Stecken haben eine gemeine Tücke: Wird das Material porös und dehnt es sich mit der Zeit aus oder sammelt sich Feuchtigkeit im Inneren, können sie schnell mal abrutschen – beim Fahren riskant. Griffe mit Schraubschellen verhindern das und kosten nicht die Welt. Kaufinspirationen bietet Ihnen unsere Bestenliste.
Licht: Ein kurzer Check spart Geld
Ein kaputtes Licht kann Sie 20 Euro kosten. Die eigene Sicherheit bleibt natürlich unbezahlbar. Ein Dynamo ist heute nicht mehr zwingend. Auch Akku-betriebene Leuchten zum Anstecken sind inzwischen erlaubt. Häufiges Problem: Ist eine LED durchgebrannt, ist oft die ganze Leuchte auszutauschen. Das gilt bei vielen Anstecklichtern auch für den Akku. Leider denken selbst große Hersteller hier nicht sehr nachhaltig.
Bremsen: Wer schlecht bremst, verliert
Felgenbremsen
Hat Ihr Rad Felgenbremsen mit klassischem Bremszug („Bowdenzug“), ist der Wartungsaufwand gering. Zunächst sollten Sie den Verschleiß der Bremsbeläge überprüfen. Die meisten Beläge für Felgenbremsen sind mit mehr oder weniger tiefen Kerben versehen. Sind sie kaum noch sichtbar, ist es höchste Zeit, sie auszutauschen. Dazu benötigen Sie in den meisten Fällen lediglich einen Innensechskantschlüssel. Lassen sich die Bremsen nur schwer betätigen, können Sie ein paar Tropfen dünnflüssiges Universalöl in die Bremshülle träufeln. Ist der Zug rostig oder gesplissen, ist ein Austausch angesagt. Auch das können Sie selbst. Achten Sie nur darauf, dass der Befestigungsstutzen für den Bremshebel identisch ist.
Bei Bremsen mit Hydraulik-Hülle ist der Wartungsaufwand etwas höher als bei Bremsen mit herkömmlichem Bremszug. Bei dieser Variante wird die Bremskraft per Bremsflüssigkeit an die Bremse übertragen. Heißt: Das Bremssystem muss in gewissen Abständen entlüftet oder die Bremsflüssigkeit ausgetauscht werden – keine Atomphysik, aber für Unerfahrene trotzdem ein Grund, lieber die nächste Fahrradwerkstatt aufzusuchen. Den richtigen Zeitpunkt fürs Entlüften erkennen Sie, wenn sich kein richtiger Druckpunkt mehr spüren lässt.
Scheibenbremsen
Erster Schritt: Bremsscheiben auf festen Sitz überprüfen. Dabei aber an den Streben der Scheiben rütteln. Vermeiden Sie, die Bremsfläche mit den Fingern zu berühren, vor allem dann, wenn Sie zuvor mit Fett hantiert haben. Fett verringert die Bremsleistung. Zweiter Schritt: Bremsbeläge prüfen. Mindestens 1 mm Bremsbelag sollte noch an der Trägerplatte vorhanden sein. Der Austausch ist natürlich etwas aufwendiger als bei den simplen Felgenbremsen, aber mit etwas Geschick auch für Ungeübte zu bewerkstelligen.
Schaltung: Damit das Rad in die Gänge kommt
Nabenschaltung
Räder mit Nabenschaltung machen das Leben mit dem Fahrrad leicht, weil sie weniger Pflege benötigen – Faustregel: Spätestens alle 5.000 km sollte mal eine Inspektion durchgeführt werden. Nabenschaltungen gibt es in zwei Ausführungen:
- Ölgeschmierte Nabengetriebe: Häufig bei teuren Schaltnaben. Im Gehäuse befindliches Öl wird über eine kleine Schrauböffnung abgelassen und durch frisches ersetzt. Damit ist die Wartung dann auch schon abgeschlossen.
- Fettgeschmierte Nabengetriebe: Bei vielen Schaltnaben wird das Getriebe eingefettet. Zur Reinigung muss das Getriebe aus der Nabe gebaut und zerlegt werden. Metallteile können mit Waschbenzin oder einem anderen stark entfettenden Mittel gereinigt werden. Kunststoffteile sollten Sie nicht mit damit in Berührung bringen. Die Zahnräder schrubben Sie am besten nur mit einer Bürste ab, damit der Grundschmierfilm erhalten bleibt. Zum Einschmieren empfehlen wir Fett mit hoher Viskosität. Gummihandschuhe nicht vergessen.
Ein gelegentlicher Öl- bzw. Fettwechsel kann die Lebensdauer des Schaltgetriebes verlängern. Der Grund: Mit der Zeit kommt es zu Abrieb an den Bauteilen, der mit der Zeit wie Schmirgelpapier verhält und den Abrieb beschleunigt.
Kettenschaltung
Kettenschaltungen müssen häufiger gewartet werden und sind anfälliger für Defekte. Achten Sie bei der Reinigung vor allem darauf, dass die kleinen Zahnrädchen am Schaltwerksarm frei von Schmutz sind. Weil sie aus Kunststoff bestehen, sind aggressive Reinigungsmittel tabu. Lappen und Bürste reichen auch hier. Prüfen Sie auch, ob das Schaltauge verbogen ist und ausgetauscht werden muss. Das Schaltauge ist das metallene Verbindungsstück zwischen Rahmen und Schaltwerk.
Den Zahnkranz reinigen Sie am besten mit einer Bürste oder einem Pinsel mit langen und festen Borsten. Hierfür gibt es auch spezielle Reinigungsbürsten im Handel. Fett und Dreckkrusten können Sie auch mittels eines mit Waschbenzin benetzten Lappens zu Leibe rücken. Tauschen Sie den Zahnkranz aus, sollten Sie auch die Kette ersetzen.
Wie bei den Bremsen gilt: Den Schaltzug bekommen Sie mit ein paar Tropfen Feinöl wieder geschmeidig.
Vor dem Reinigen der Schaltkomponenten empfehlen wir Ihnen, die Bremsscheiben abzudecken, damit sie keine Fettspritzer abbekommen.
Kette reinigen und fetten – aber wie?
Vorneweg: Verzichten Sie beim Reinigen der Kette auf stark entfettende Mittel wie Reinigungsbenzin oder Terpentin. Ein Grundschmierfilm sollte erhalten bleiben, insbesondere an den Gelenken zwischen den Kettengliedern.
Auch bei der Kettenpflege genügt zunächst ein alter Lappen. Einfach anlegen und die Kette ein paar Mal durchziehen – am einfachsten, indem an der Kurbel gedreht wird. Grobe Verschmutzungen und Verkrustungen können mit einer Bürste gelöst werden, besonders in den Zwischenräumen. Anschließend Kette erneut durch den Lappen ziehen. Spezielle Kettenreiniger (oft als Spray erhältlich) unterstützen die Reinigung. Es gibt auch Reinigungssets, bei denen die Kette durch ein Gehäuse mit innenliegenden Bürsten und Reinigungsflüssigkeit gezogen wird. Sie sollten jedoch darauf achten, dass das Reinigungsmittel nicht zu stark entfettet. Zum Fetten empfehlen sich spezielle Kettenöle, die es ebenfalls als Spray gibt.
Ketten dehnen sich mit der Zeit, was dazu führt, dass die Kettenglieder nicht mehr genau aufeinanderpassen und die Zähne schneller verschleißen. Wann es Zeit für den Austausch ist, merken Sie, wenn die Kette beim Treten über Ritzel und Kettenblatt rutscht.