Schlichtheit ist das Markenzeichen des Vitra Rookie. Nur Sitz und Lehne haben eine Höhenverstellung, Fulldressing ist seine Sache nicht. Auf Synchronmechanik, Lumbalstütze oder eine Armlehne pfeift Designer Konstantin Grcic, der den „kleinen, agilen und – für Bürostandards – unkonventionell einfachen Stuhl“ im Jahr 2018 mit bewusst wenigen Einstellungen entworfen hat. Das wirkt in der Masse der Hightech-Spektakel, die man zu diesem Preis überall findet, beinahe schrullig, lässt sich aber leicht erklären: Weil der Rookie hauptsächlich dort zum Einsatz kommen soll, wo neue Ideen entstehen, hat man ihm einen Entwurfscharakter verpasst. Seine Nutzer sollen nicht viel einstellen müssen, weil sie oft in Bewegung und in der Wahl ihrer Arbeitssituation flexibel sind. Obwohl Vitra den Purismus predigt, gibt es zumindest einen Hauch von Ergonomie am Stuhl. Auf eine zarte Wippfunktion und eine flexible Sitzvorderkante wollte man dann doch nicht verzichten. Wie extrem dieser Stuhl ist, merkt man aber erst bei längerem Sitzen. Ob es dann vielleicht doch in den Knochen zwickt, der Nacken schmerzt und man sich nach einem Stuhl vom Typ Bandscheibenmodell sehnt, müssen Tests und Erfahrungsberichte erst noch zeigen.
16.03.2021