Bis vor einigen Jahren kamen Westernsättel aus den USA, doch in letzter Zeit gibt es immer mehr deutsche Alternativen wie den Kerbl Westernsattel. Dies liegt zum einen daran, dass diese Reitweise auch hierzulande immer beliebter wird, zum anderen daran, dass der (englische) Sattelbau in Deutschland eine sehr lange Tradition hat. Doch liegt man auch im Westernreiten mit einem deutschen Sattelhersteller richtig?
Einheitsgröße für den Durchschnittshintern
Kerbl zählt zu den Vollsortimentern unter den Reitsportherstellern. Von Anti-Bite bis Zügelsnap findet man unter eigenem Namen und der Eigenmarke Covalliero alles. Auch Sättel. Optisch hat sich der Hersteller von den amerikanischen Vorbildern inspirieren lassen. Der Westernsattel aus Bayern ist aus geöltem Glattleder gefertigt und gefällt durch die dunklere Farbgebung. Er ist mit Punzierungen verziert und zudem durch weiße Kontrastnähte aufgepeppt. Der Sitz ist wie der Rest des Sattels aus Glattleder, was im Vergleich zu einem Wildledersitz eine etwas rutschige Angelegenheit werden kann. Allerdings verfügt der Sattel über einen hohen Cantle, der nach hinten Halt verspricht, und ist sehr weich gepolstert. Schade nur, dass der Sattel nicht in verschiedenen Sitzgrößen angeboten wird. Die einzig angebotene Größe sind 16 Zoll (oder umgerechnet 40,5 Zentimeter).
Etwas lang geraten
Das Modell steht in zwei Größen zur Auswahl: als Full Quarter mit etwas weiterem Gullet und als Semi Quarter mit normaler Schulterweite. Schade, dass der Hersteller keine weiteren Angaben zu den Abmessungen macht. Denn auch unter den eher zierlichen Westernpferderassen und Arabern, für die der SQH-Sattel gedacht ist, gibt es Unterschiede. Und nicht alle Full Quarter Horses haben eine normale Schulter und einen niedrigen Widerrist. Insbesondere Araber-Besitzer sollten sich parallel nach einer Alternative umsehen: Von der Passform her ist der Westernsattel mit 70 Zentimetern, gerade für einen Barrel Racer, etwas lang geraten. Zwar verteilt sich das Gewicht durch die verlängerte Auflagefläche besser auf dem Pferderücken, doch bei Pferden mit einem kürzeren Rücken bekommt man damit Probleme.
Herz aus (Fiber-)Glas
Wenn es um den Baum geht, setzt der bayerische Hersteller auf moderne Materialien: Anstelle von Holz oder (flexiblem) Kunststoff kommt für den Baum Fiberglas zum Einsatz. Das soll neben der besseren Widerstandsfähigkeit vor allem durch das geringere Gewicht punkten. Und mit zwölfeinhalb Kilogramm ist dieser Aspekt auch erfüllt. Woraus das Material des Fells ist, wird leider nicht angegeben, vermutlich Kunstfell. Doch da unter den Sattel ein spezielles Pad gehört, kann es sein, dass viele Käufer dieser Punkt nicht stört. Auch der Lieferumfang mit einem 90 Zentimeter langen Schnurgurt, Vorder- und Hintergurt sowie den Stirrups (Steigbügeln) kann sich sehen lassen. Ein Kritikpunkt hier ist die Lage des Gurts, der etwas weit hinten platziert ist und so das Reiterbein stören kann.
Als Gesamtpaket in Ordnung
Als Gesamtpaket kann der Westernsattel aus Bayern mit der Konkurrenz mithalten. Mit der Tatsache, dass das Leder anfälliger und auch etwas härter ist als hochwertiges Qualitätsleder, muss man allerdings leben. Schließlich wird der Westernsattel bereits für unter 250 Euro angeboten, zum Beispiel bei
Amazon. Wer einen Barrel Racing Sattel für kleines Geld sucht, der nicht auch noch für das nächste Pferd halten soll, kann den Kerbl in Erwägung ziehen. Für wenig mehr bekommt man allerdings auch einen guten gebrauchten Westernsattel, der die Kinderkrankheiten dieses Modells nicht hat.