23.06.2022
Pflanzendrinks: Wie viel Rohstoff steckt wirklich drin?
Greifen Sie im Supermarkt regelmäßig zu Pflanzendrinks? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Pflanzliche Milchalternativen finden mittlerweile nämlich nicht nur bei Menschen mit Laktoseintoleranz und Veganer:innen Anklang. Wie viel Rohstoff für die Drinks benötigt wird und wie Sie diese auch zu Hause herstellen können, erfahren Sie hier.
Welche Milchalternative ist die beste?
Eine berechtigte Frage, die angesichts des üppigen Angebots aufkommen kann. Da die Beweggründe für den Verzicht auf Kuhmilch jedoch so divers wie die Abnehmer:innen für pflanzliche Alternativen sind, lässt sich keine pauschale Antwort formulieren. Neben Unverträglichkeiten spielen oft Umweltaspekte, Nährwerte, ethische Gründe und Kosten eine Rolle beim Kauf – ganz davon abgesehen soll der Pflanzendrink schmecken, sich idealerweise auch für die Zubereitung von warmen Süßspeisen eignen und keine Flocken im Kaffee bilden. Dem ambitionierten Anforderungskatalog werden die verschiedenen Pflanzendrinksorten nicht gleichermaßen gerecht und so fällt die Antwort nach dem besten Pflanzendrink je nach Kontext und individuellem Gusto unterschiedlich aus.
Unser Tipp:
Pflanzendrinks, die sich besonders gut für den Kaffee eignen und gut aufschäumen lassen, wie z. B. Sojamilch, erkennen Sie oftmals an der Bezeichnung „Barista“. Pudding gelingt außerdem auch einwandfrei mit Reis- oder Hafermilch.
Rohstoff-Check
Pflanzendrinks werden oft mit dem Begriff gesund assoziiert. Verantwortlich dafür sind nicht nur die verwendeten Grundstoffe wie Getreide, Hülsenfrüchte und Nüsse, sondern auch die Hersteller, die die Tetrapaks mit Werbebegriffen und Bildern ansprechend gestalten. Ein positiver Eindruck kann auch bei Betrachtung des Kalziumgehalts entstehen: So stechen 100 Gramm Haselnüsse oder Mandeln konventionelle Kuhmilch sogar mit einem höheren Gehalt des Mineralstoffs aus. Tatsächlich landen in den Pflanzendrinks jedoch nur geringe Rohstoffmengen, wie eine 2021 durchgeführte Marktstichprobe der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen belegt. Zu den insgesamt 71 geprüften Produkten gehörten vornehmlich biozertifizierte Hafer-, Soja-, Mandel-, Reis- und Kokosnussdrinks namhafter Hersteller, wie beispielsweise Allos, Alpro, Kölln und Oatly. Darüber hinaus ergänzten Produkte der Eigenmarken von Discoutern und Supermärkten das Testumfeld.
Das Ergebnis: In Sojadrinks fanden sich nur rund 6 bis 13 Prozent der eiweißreichen Bohne, während Mandeldrinks lediglich 2 bis 7 Prozent Mandeln enthielten. Den höchsten Rohstoffanteil bieten immerhin noch Haferdrinks: Mit einem Gehalt zwischen rund 9 und 16 Prozent des ballaststoffreichen Getreides können Sie rechnen.
Bei der Pflanzendrinkproduktion gehen durch das Aussieben der Feststoffe, nach dem Mixen von Rohstoffen und Wasser per Dekantierzentrifuge, wertvolle Nährstoffe verloren. Wer sich zudem für eine rohstoffarme Variante entscheidet, muss sich gegebenenfalls mit einem dementsprechend geringen Nährstoffgehalt zufriedengeben. Dem steuern die Hersteller jedoch häufig mit der nachträglichen Zugabe von Vitaminen, Kalzium und Ballaststoffen entgegen.
Trügerische Werbeversprechen
Hersteller versehen ihre Produkte oftmals mit Begriffen wie „ohne Zuckerzusatz“ oder „natural“. Durch die Spaltung enthaltener Stärke, die bei der Fermentation in Gang gebracht wird, können Pflanzendrinks aber bis zu 7 Gramm Zucker pro 100 Milliliter enthalten. Werfen Sie deshalb immer zusätzlich einen Blick auf die Nährwerttabelle. Der Begriff „natural“ ist zudem lebensmittelrechtlich nicht geschützt und garantiert weder die Qualität der verwendeten Zutaten noch den Verzicht auf Zucker, Aromen und andere Zusatzstoffe.
Außerdem gut zu wissen für Verbraucher:innen:
Einige Hersteller setzen bei Sojadrinks auf zugesetztes Kalzium, das in Form von Phosphaten und Karbonaten beigefügt wird. Bio-Drinks hingegen sind oft mit Meeresalgen angereichert, die ebenfalls Kalzium enthalten.
Fakten, Fakten, Fakten: Das haben Milchalternativen zu bieten
Sojadrink |
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Haferdrink |
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Mandeldrink |
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Reisdrink |
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Kokosmilch |
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Lupinendrink |
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Dinkeldrink |
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Pflanzendrinks bei Unverträglichkeiten?
Der Verzehr von Milchprodukten verursacht bei etwa 15 Prozent der Deutschen aufgrund einer Laktoseintoleranz Beschwerden. Daher ist es für diese Gruppe von Menschen besonders ratsam zu Milchersatzprodukten zu greifen, die allesamt frei von Milchzucker sind und so sorgenfrei konsumiert werden können.
Falls Sie unter einer Glutenunverträglichkeit leiden, sollten Sie Milchersatzprodukte mit glutenhaltigem Getreide meiden und sich für Nuss-, Reis- oder Sojadrinks entscheiden. Vorsicht: Für Nussallergiker:innen sind Mandelmilch und Co. tabu. Birkenpollenallergiker:innen sollten hingegen Sojadrinks meiden.
Die besten Pflanzendrinks
Rohstoffanteil selbst bestimmen: Pflanzendrinks zu Hause herstellen
Für eine größere Nährstoffausbeute empfehlen wir Ihnen, Pflanzendrinks selbst herzustellen. Falls Sie sich jedoch den Konsistenzen der Pflanzendrinks im Supermarkt annähern und vermeiden wollen, dass das Ergebnis zu dickflüssig wird, empfehlen wir Ihnen folgende Rezepte:
Wählen Sie sich eine gewünschte Zutat aus:
z. B.
Für Mandeldrink: 75 g eingeweichte Mandeln
Für Cashewdrink: 40 g eingeweichte Cashews
Für Sojadrink: 80 g gekochte Sojabohnen
Für Haferdrink: 100 g eingeweichte Haferflocken
Für Reisdrink: 175 g gekochter Reis
Zusätzlich benötigen Sie 1 Liter Wasser.
Zubereitung mit einem Hochleistungsmixer:
Step 1: Zutat + Wasser gut durchmixen
Step 2: Masse durch einen Nussmilchbeutel drücken
Step 3: Pflanzenmilch in sterilisierte Glasflasche füllen
Zubereitung in einem Slow Juicer:
Step 1: Zutat + Wasser löffelweise in den Entsafter geben
Step 2: Pflanzendrink über die Ausgusszotte in sterilisierte Glasflasche füllen
Hinweis:
Lagern Sie selbstgemachte Pflanzendrinks im Kühlschrank und verbrauchen Sie diese innerhalb von 3 bis 4 Tagen.
Selbst machen zahlt sich hier besonders aus!
Nicht selten muss man für vegane Milchalternativen noch tief in die Tasche greifen. Besonders deutlich wird das am Beispiel von Hafermilch. Obwohl die Hauptzutaten Hafer und Wasser denkbar günstig sind, müssen Verbraucher:innen, sofern sie nicht zu Discounterprodukten greifen, mit Kosten von bis zu 3 Euro pro Liter rechnen. Der vegane Milchgenuss schlägt somit mit einem bis zu dreimal höheren Preis im Vergleich zu seinem tierischen Pendant zu Buche. Wenn Sie Hafermilch selbst herstellen, können Sie bares Geld sparen und vermeiden darüber hinaus Verpackungsmüll, Zucker und andere Zusatzstoffe. Auch bei Säften und Smoothies lohnt es sich selbst Hand anzulegen. Mehr Infos dazu erhalten Sie in unserem Magazinartikel.
Quellen:
- verbraucherzentrale.nrw
- bzfe.de
- ndr.de
- Öko-Test Ausgabe 11/2021
- Stiftung Warentest Ausgabe 08/2018