11.05.2021
Richtig bohren ganz einfach!
Wer kennt das nicht: Gerade in eine Altbauwohnung oder in einen Neubau gezogen, die Wände sollen aber nicht kahl bleiben, sondern mit Regalen und Bildern verschönert werden. Im Bad und Flur fehlt noch ein Spiegel und in der Küche sollen Hängeschränke für zusätzlichen Stauraum sorgen. Löcher müssen gebohrt werden. Aber keine Panik, jeder kann mit ein paar Grundregeln, dem richtigen Werkzeug und etwas Übung Löcher bohren. Aber auch, wenn mal was daneben geht, gibt es Tricks, damit passt, was passen soll. Nachfolgend erfahren Sie von uns alles Wissenswerte.
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- Aus welchem Material besteht meine Wand?
- Welche Maschine für welche Wände?
- Welche Bohrer für welches Material?
- Wie finde ich den passenden Dübel?
- In 9 Schritten zum perfekten Bohrloch
- Tipps & Tricks zum staubarmen Bohren
- Tipps & Tricks für die richtige Bohrlochtiefe
- Tipps & Tricks für perfekte Löcher bei brüchigen, porösen Altbauwänden
- Tipp, der im Bad ggf. das Bohren erspart
- Problemlöser aller Art
Aus welchem Material besteht meine Wand?
Je nach Wandbeschaffenheit benötigen Sie unterschiedliche Werkzeuge. Daher ist es sehr wichtig vorher abzuklären, aus welchem Material die Wand besteht. Wenn Sie nicht wissen, um welches Material es sich handelt, dann bohren Sie mit einem kleinen Steinbohrer langsam und ohne Schlag vor. Das Bohrmehl verrät in den meisten Fällen, um welches Material es sich handelt.
Rotes oder rot-schwarzes Bohrmehl ⇒ Ziegel (mittelhartes Material)
Graues Bohrmehl ⇒ Beton (hartes Material)
Weißes Bohrmehl ⇒ Gips, Kalksandstein, Porenbeton (weiches bis mittelhartes Material)
Welche Maschine für welche Wände?
Sie wissen nun weitgehend, um welches Wandmaterial es sich handelt. Jetzt wählen Sie die passende Maschine und die Bohrer aus, denn nur so gelingen richtige Bohrlöcher, die mit dem passenden Dübel auch tragfähig sind.
Wandbeschaffenheit | Werkzeuge & Handhabung |
---|---|
Gipskarton, weiches Mauerwerk (Lochstein, Porenbeton), Holz | Halten Sie die Maschine mit beiden Händen, damit Sie gerade Bohrlöcher erzielen, und üben Sie leichten Druck auf die Maschine aus, damit der Bohrer sich durch das Material arbeiten kann. |
Mauerwerk (Ziegel, Kalksandstein, Vollziegel) |
|
Beton, Naturstein | Am besten eignen sich Geräte mit pneumatischem Hammerwerk. Sie „fressen“ sich selbsttätig durch die Wand. Sie müssen keinen Druck ausüben, sondern führen nur die Maschine. |
Fliesen |
Kleben Sie die zu bohrende Oberfläche mit Malerkrepp ab, dann rutscht der Bohrer nicht weg. Schlagfunktion ausschalten! Beginnen Sie immer mit einer geringen Drehzahl und steigern Sie sich allmählich. Arbeiten Sie mit wenig Druck. In Fliesen zu bohren, sollte immer mit Ruhe und Geduld erfolgen. |
Welche Bohrer für welches Material?
Egal, ob Metall, Holz, Stein, Beton oder Fliesen: Um gute Löcher bohren zu können, benötigen Sie den jeweils richtigen Bohrer. Die verschiedenen Typen sind auf das entsprechende Material abgestimmt und sorgen für perfekte Ergebnisse. Wenn Sie viele Löcher bohren müssen, dann investieren Sie am besten in einen Satz hochwertiger Bohrer. Sie sind exakt zentriert und aus gehärtetem Material. Die Mehrkosten lohnen sich in jedem Fall. Wenn Sie Löcher für einen Dübel bohren, dann ist die Bohrergröße gleich dem Dübeldurchmesser. Ein 6er-Dübelloch wird mit einem 6er-Bohrer durchgeführt. Bevor Sie bohren, sollten Sie mit einem Leitungssucher prüfen, dass keine Strom- und Wasserleitungen im Weg sind (siehe auch FAQs: „Wo sollten Sie nicht bohren?“).
Material | Bohrertyp |
---|---|
Holz, Spanplatte, MDF, Sperrholz | Holzspiralbohrer |
Gipswände (Leichtbauwände) | Ob, Stein-, Holz- oder Metallbohrer ist egal. Bohren Sie auf das Ständerwerk, ist der Metallbohrer die bessere Wahl. |
Metalle (z. B. Eisen, Kupfer, Aluminium) und Kunststoffe | HSS-Metallbohrer (High Speed Steel) |
Stein, Naturstein, Granit, Beton, Mauerwerk (Vollstein, Lochstein) | Steinbohrer und Betonbohrer - jeweils mit Hartmetallspitze und aus Werkzeug- oder Carbonstahl |
Fliesen, Keramik | Fliesenbohrer (mit Hartmetallverstärkung oder diamantbestreuter Bohrkrone) Steinbohrer |
Faustregeln:
- Kleiner Bohrdurchmesser sowie weiches Material erfordern eine hohe Drehzahl.
- Großer Bohrdurchmesser sowie hartes Material erfordern eine niedrige Drehzahl.
- Je nach Kombination aus Material und Bohrergröße müssen Sie die Drehzahl variieren.
Wie finde ich den passenden Dübel?
Je nach Wandbeschaffenheit gibt es unterschiedliche Dübelarten, die einen festen Sitz garantieren. Achten Sie dabei auch auf Qualität und geben Sie lieber etwas mehr Geld aus. Es ist in jedem Fall gut investiert. Auf die einfachen Dübel, die manchen Möbelstücken beigelegt sind, sollten Sie verzichten. Eine der bekanntesten Marken für hochwertige Dübellösungen ist Fischer. Auf der Herstellerseite gibt es einen praktischen Dübelfinder.
Universaldübel (Allzweckdübel) sind immer dann eine gute Wahl, wenn Sie nicht genau wissen, um welches Material es sich bei Ihrer Wand handelt. Sie sind auch bei Hohlräumen anwendbar, da sie sich spreizen und verknoten.
Klassische Spreizdübel sind vor allem bei Vollmauerwerk und Beton die sichere Entscheidung. Durch Eindrehen der Schraube dehnen sie sich aus und verklemmen sich im Bohrloch.
Gipskartondübel sind wie die meisten Dübel aus Kunststoff oder Metall und werden mit einem Aufsatz für den Akku-Bohrschrauber eingeschraubt. Sie tragen leichte Lasten. Ebenfalls für Hohlraum- und Leichtbauwände sind sogenannte Federklappdübel. Sie eignen sich besonders für die Lampenmontage. Sie werden durch das Bohrloch geschoben. Im Hohlraum spreizt sich der Federmechanismus aus und der Dübel sitzt fest. Für das Montieren von schweren Lasten an Gipskartonwänden eignen sich Metall-Hohlraumdübel. Sie spreizen sich durch Einschrauben der metrischen Schraube hinter der Gipsplatte auf.
In 9 Schritten zum perfekten Bohrloch
- Wandmaterial prüfen (Bohrer und Maschine daran anpassen)
- Lage von Strom- und Wasserleitungen prüfen (Leitungssucher verwenden!)
- Position anzeichnen (Bei mehreren in Reihe Wasserwaage verwenden!)
- Bohrlochtiefe markieren (siehe Tipps)
- Fester Stand und Maschine im 90°-Winkel zur Wand ansetzen, damit das Bohrloch gerade wird
- Für exakte Ergebnisse immer mit einem kleineren Bohrer vorbohren
- Bohrloch säubern (nutzen Sie einen Staubsauger; ist aber auch mit Ausblashilfe oder Pfeifenreiniger möglich)
- Passenden Dübel eindrücken oder mit Hammer einschlagen
- Schraube eindrehen (bei Vorsteckmontage die Schraube erst durch das Material drehen, dann in den Dübel)
Manchmal sagen bewegte Bilder mehr als Worte. Hier ein gutes Video von Bosch:
Tipps & Tricks zum staubarmen Bohren
Damit sich das Bohrmehl nicht überall verteilt, gibt es viele Lifehacks. Bewährt haben sich unter anderem Briefumschlag, Filtertüte oder eine gefalteter Post-it-Zettel, die unter das Bohrloch geklebt werden - und so den meisten Dreck auffangen. Bei Überkopfarbeiten können Sie den abgeschnittenen Boden einer PET-Flasche nehmen. In die Mitte ein Loch bohren. Den Boden mit der Öffnung nach oben auf den Bohrer schieben und vorsichtig in die Decke bohren. Der Staub landet dann nicht in den Augen. Super ist auch, wenn ein Helfer den Staubsauger bedient. Das ist die sauberste Lösung, zumal Sie das Loch auch vom Bohrstaub befreien müssen.
Tipps & Tricks für die richtige Bohrlochtiefe
Entweder nutzen Sie den Tiefenanschlag Ihrer Schlagbohrmaschine oder Sie zeichnen ganz einfach mit einem wischfesten Marker am Bohrer die Dübellänge an. Ein kleiner Puffer von 10 Millimetern ist dabei nicht verkehrt. Denn bei Kunstoffdübeln wird der Platz für die Schraube benötigt, da sie aus der Dübelspitze herausragt. Sie können die Markierung auch mit einem üblichen Klebestreifen oder Malerkrepp vornehmen. Das geht schnell und ist einfach.
Tipps & Tricks für perfekte Löcher bei brüchigen, porösen Altbauwänden
Bohren Sie mit einem kleinen Bohrer vor. Mit der richtigen Bohrergröße können Sie das Loch dann langsam ausweiten. ODER Sie wählen den Bohrer eine Nummer kleiner, als es der Dübel ist. Dadurch, dass das Loch etwas ausfranst, passt der eigentliche Dübel dann meistens doch.
Tipp, der im Bad ggf. das Bohren erspart
In Mietwohnungen müssen vor dem Auszug alle Dübellöcher entfernt werden bzw. zugespachtelt werden. Meist haben die Vormieter den Dübel nicht entfernt, sondern nur schnell zugespachtelt. Da die Spachtelmassen nur oberflächlich sitzen, kann man sie meist ohne viel Aufwand herauslösen. So können Sie alte Bohrungen wiederverwenden. Das kann sehr praktisch sein, zum Beispiel bei einer Duschstange. Diese besitzen meist genormte Abstände. Und warum neue Löcher bohren, wenn die alten noch da sind und intakt? Also einfach den Dübel freilegen und eine passende Schraube zum Fixieren der Duschstange nehmen. Falls kein Dübel im Loch ist, dann können Sie auch einen passenden Dübel einsetzen. Manchmal ist diese einfache Methode besser, als unnötig neue Löcher in die Fliesen zu bohren.
Problemlöser aller Art
- Wenn der Dübel keinen richtigen Halt findet und sich dreht, können Zahnstocher oder Streichhölzer helfen. Einfach so viele um den Dübel platzieren, dass er fest sitzt. Sie dürfen nicht überstehen, weil der Dübel bündig mit der Wand abschließt.
- Gipsbinden können ebenfalls eine Lösung sein. Es gibt auch spezielle Produkte, die das Prinzip aufgreifen. Sie werden um den Dübel gelegt und mit dem Dübel in die Wand gesteckt.
- Notfalls können Sie das Loch auch mit Gips füllen und den Dübel reindrücken. Lassen Sie das Ganze dann aushärten.
- Ein Alternative können auch sogenannte Chemiedübel sein. Für Beton gibt es Injektionsmörtelvarianten. Für Heimwerker ist der Flüssigdübel eine Option.
- Das Loch ist zu groß? Nehmen Sie einen größeren Dübel.
Sicherheitshinweis: Bedenken Sie, dass das so reparierte Bohrloch mitunter keine so hohe Belastbarkeit mehr hat. Für leichte Regale und Gegenstände sind die genannten Methoden, ein Bohrloch zu kitten, durchaus vertretbar. Bei dem Anbringen von Hängeschränken oder anderen schweren Gegenständen sollten Sie allerdings kein Risiko eingehen. Hier sollten Sie exakt arbeiten und neue Löcher bohren.