Das Wichtigste auf einen Blick:
- erhältlich als Plättchen, Streifen, Pads und Haftpulver
- problematische Inhaltsstoffe verhageln bessere Testnoten
- bei verstärktem Speichelfluss empfehlen sich Plättchen und Streifen
- zusätzlich auf die Haftdauer achten
- Mentholaroma-Zusätze sinnvoll für frischen Atem
- Sensitivhaftcremes können Schleimhautreizungen verhindern
„Älterwerden ist nichts für Feiglinge“ – ist solch ein Statement der Stiftung Warentest zu Beginn eines Haftcreme-Tests jetzt originell oder beängstigend? Die Stiftung schwenkt durchaus um auf den Ernst der Lage, immerhin gehöre es zu den schwerwiegenden Einschnitten im Leben, ein künstliches Gebiss zu bekommen.
Haftcremes im Test: Welche sind die Schlüsselkriterien und was werten die Tester kritisch?
Möchten Sie sich beim Haftcreme-Kauf auf Testergebnisse verlassen, sehen Sie sich mit Kriterien wie Haftkraft, Anwendung, Konsistenz, Geschmack und Mundgefühl konfrontiert; aber auch mit Preisspannen von knapp 2 bis ca. 30 Euro für Discounter- respektive Apothekenware. Testtabellen zeigen, dass auch günstige Ware gute Qualität liefert – aber auch, dass sich die Anforderungen an eine gute Haftcreme gegenseitig ausschließen oder zumindest einen Kompromiss erzwingen: Eine starke Haftkraft bei zugleich gutem Mundgefühl ist ebenso wenig denkbar wie ein Kleber mit fester Konsistenz und guter Handhabung. Ein Beispiel ist der eigentlich „gut“ getestete Fittydent Super-Haftkleber für Zahnprothesen. Im Test ließ er sich schon nicht ganz leicht aus der Tube drücken, schwer auftragen und nicht gleichmäßig verteilen.Trotz „Superhaft“ und „extrastark“: Manche kommen über Mittelmaß nicht hinaus
Gute Haftcremes verhindern, dass die Prothese beim Sprechen, Lachen oder Kauen „ins Schwimmen gerät“. Sie steigern den Tragekomfort Ihrer Dritten und verleihen ein Gefühl der Sicherheit. So jedenfalls die Theorie. Doch Zahntechniker und Zahnärzte können sich die größte Mühe geben: Vollkommen perfekt sitzen die wenigsten Zahnprothesen im Mund. Und selbst gute Prothesen können in der Ein- und Umgewöhnungszeit nicht immer optimal halten oder sogar schmerzen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von komplizierten Kieferstellungen bis hin zu banalen Gründen wie verstärktem Speichelfluss. Mittelmäßig bewertete Produkte wie die Bonyplus oder Dentipur Premium machen es deutlich: Man braucht Humor, um Unbequemlichkeiten wie Brennen, platzende Tuben oder allzu zähe Konsistenzen mit gelassenem Aging zu verbinden. Selbst Produktnamen wie „Superhaft-Creme“ oder „Extra-Stark“ stellen unter Umständen einen üblen Verrat an der Idee, die ein Produkt schon im Namen trägt, dar. Auch mit problematischen Inhaltsstoffen verderben sich viele Testmuster oft bessere Noten. In den Prüfreihen der Zeitschrift Öko-Test vom Frühjahr 2014 beispielsweise fiel nur ein einziges Produkt mit der Teilnote „sehr gut“ in dieser Disziplin auf. Alle andere enthielten mehr als nur Spuren von Paraffin, Zink, Propylparabenen oder Farbstoffen wie CI 45430 und Azorubin, das Allergien auslösen kann.Welche Haftcremes empfiehlt Öko-Test?
Als klarer Sieger aus dem Frühjahrstest 2014 ist die „gut“ getestete Fittydent Super Haftcreme (zinkfrei) hervorgegangen. Ohne problematische Inhaltsstoffe und mit erheblich weniger Paraffinen im Vergleich zu den übrigen Testkandidaten – da war das „Sehr gut“ doch in Reichweite. Und wurde knapp verfehlt, da in den Wertungskategorien Sicherer Sitz der Prothese, Verträglichkeit und Abspülen zu viele Punkte liegen gelassen wurden. Doch das eigentlich überraschendste Ergebnis dieses Haftcremes-Tests ist die Tatsache, dass auch fehlende Hinweise auf Zahnarztbesuche zur Abwertung einer Haftcreme führen können. Denn beste Haftkraft allein ist nicht das ganze Geheimnis für Testsieger-Erfolge. Was gut am Gaumen klebt, kann im Gesamtergebnis schlecht dastehen, wie die Produkte von Protefix, Perlodent oder Sensident zeigen.
In der Praxisprüfung erreicht keine Haftcreme ein „sehr gut“ – die Haftcreme, die gut zu handhaben, gut haftend und sicher in der Anwendung ist, gibt es nicht. – Öko-Test
Gut zu wissen: Krankenkassen bezuschussen die jährliche Anpassung der Prothese
Doch bevor Selbstversuche mit Haftcremes schiefgehen, sollten Sie zu Ihrem Zahnarzt oder zu Ihrer Zahnärztin gehen. Dort wird geprüft, ob an Ihrem Zahnersatz – also Ihrer Teilprothese oder Vollprothese – etwas verbessert werden kann. Leider schwindet im Alter oftmals das Interesse an solchen kontrollierenden Zahnarztbesuchen, wie die Öko-Test-Fachbeirätin Prof. Dr. Ina Nitschke erklärt. Experimentierfreudige Naturen, die auf Zahnarztbesuche ohnehin wenig Wert legen, nehmen schlecht sitzenden Zahnersatz oftmals zum Anlass, ihren Speiseplan umzustellen. Doch das wiederum könne der allgemeinen Gesundheit schaden, warnt die Expertin. Gut zu wissen, dass die Krankenkassen die jährliche Anpassung der Prothese an den Kieferkamm bezuschussen.Warum Gebisshaftcremes nur eine Übergangslösung sind
Übrigens sollte mit Haftcremes immer nur das gemacht werden, wofür sie gedacht sind: als Übergangslösung für die Zeit der Abheilungsphase nach dem Entfernen der Zähne. Bitte nicht als Dauerlösung oder Ersatz für eine notwendige Unterfütterung verwenden. Haben Sie einen passenden Zahnersatz, sind Haftcremes also eigentlich überflüssig.Welche Aufgabe kommt Quell- und Aromastoffen in Haftcremes zu?
Quellstoffe bilden nach dem Kontakt mit Speichel ein dünnes, elastisches Polster zwischen Prothese und Schleimhaut. Auf diese Weise sitzt Ihre Prothese sicherer und kann nicht mehr großartig verrutschen – und daher auch nicht mehr scheuern. Das schützt die Mundschleimhaut vor Druckstellen. Besagtes Polster, meist sind es Zelluloseverbindungen, verhindert zusätzlich, dass im Mund verbliebene Speisereste unter die Prothese gelangen. Doch nicht nur Haftmittel mit gutem Halt am Kiefer ranken in den Testtabellen ganz oben; Testsieger trumpfen mit (unkritischen) Inhaltsstoffen wie Menthol-Aromastoffen auf, die für einen frischen Atem sorgen. Allergisierend? Das durchaus. Doch nach Einschätzung von Fachbeirät:innen der Stiftung Warentest kommen allergische Reaktionen gegen Geschmacksstoffe wie Menthol so selten vor, dass die Fachliteratur sie nahezu ignoriert.Die Erfahrungen zeigen: Am besten funktionieren Cremes
Cremes sind besonders beliebt, doch der Markt gibt viele andere Darreichungsformen her. Neben den namensgebenden Haftcremes gibt es auch Plättchen, Streifen, Pads und sogar Haftpulver. Während Cremes besonders einfach aufgetragen werden können, empfehlen sich Streifen und Plättchen bei starker Speichelbildung, da sie überschüssigen Speichel besser aufnehmen und binden. Neben den Drogerie- und Supermarktprodukten zu Preisen ab 5 Euro finden Sie auch Spezialhaftcremes, in deren Vorzüge Sie aber um die 30 Euro anlegen müssen. Sie sollen noch stärkeren Halt bieten, sind aber eigentlich nur bei extremem Speichelfluss notwendig.