Gänseschar  Ulrike Leone by pixabay Bild: Ulrike Leone by pixabay

Daunen ohne Tierqual: Wofür stehen die Daunensiegel?

Ob Bettdecke, Outdoorjacke oder Schlafsack: Für wärmende Daunenfüllungen müssen unzählige Enten und Gänse ihre Federn lassen. Zugegeben, die Versuchung ist groß. Denn Daunen – weiche „Unterfedern“, meist von Gänsen – sind unschlagbar, was Kuschelfaktor, Wärmeleistung und Gewicht angeht. Doch ihre Gewinnung ist oft mit Tierleid verbunden, die Produktionskette extrem schwer durchschaubar. Wer es nachhaltiger wünscht, muss sich informieren. Zum Glück hat sich an der Siegel-Front viel getan. Erfahren Sie, was die Zertifizierungen und Standards wert sind und welche in Sachen Tierschutz noch eins draufpacken könnten.

Daunensiegel Global TDS Das Daunensiegel Global TDS strebt den höchstmöglichen Standard in der Daunengewinnung an. (Bild: nsf.org)

Global Traceable Down Standard (Global TDS): Beste Wahl in Sachen Tierschutz

Den höchsten Standard bezüglich der Tierschutzaspekte strebt das Label Global Traceable Down Standard (Global TDS) an. Entwickelt hat es die Outdoormarke Patagonia, die viel Wert auf nachhaltige Produktionsmethoden legt. Später wurde es zur unabhängigen Zertifizierung Global TDS weiterentwickelt. Der Standard stellt sicher, dass die verwendeten Daunen nicht durch das grausame Rupfen lebender Tiere gewonnen werden. Dabei schützt er nicht nur die Tiere, von denen die Daunen stammen, sondern verfolgt die Lieferkette auch bis zu den Elterntierfarmen zurück.

Besonders erfreulich: Vom Verbot erfasst ist auch das Abbürsten von Federn während der Mauser, wenn sich die Federn von selbst ablösen. Wir finden es wichtig, den Blick besonders für diesen Punkt zu trainieren: Zwar ist die Praxis des Mauser-Raufens in der EU erlaubt, für die Tiere aber mit großem Stress verbunden. Stellt sich vor allem die Frage, ob sich die Großbetriebe mit Massenabfertigung jedes einzelne Tier daraufhin ansehen, in welchem Stadium der Mauser es sich gerade befindet und wirklich nur die schon gelösten Federn entnehmen. Laut dem Deutschen Tierschutzbund fallen vor allem osteuropäische Länder wie Ungarn und Polen in dieser Hinsicht negativ auf.

Der Global TDS verbietet zudem die Stopfmast, eine grausame Zwangsernährung durch ein Rohr. Die Leber verfettet und wird als Delikatesse (Foie gras) vermarktet. Zwar ist auch diese Mästung fast überall in Europa verboten, außerhalb der EU aber nicht – und es gibt kein Importverbot. Demnach können Verbraucher:innen auch dann, wenn Daunen als Nebenprodukt der Fleischproduktion „anfallen“ und damit kein weiteres Tierleid verursachen, nie sicher sein, dass die Tiere nicht unter inakzeptablen Bedingungen gelebt haben.

Der Global TDS ist auch insofern strenger als andere Labels mit dem Ziel ethisch gewonnene Daune, da er nicht nur große Daunenfarmen betrachtet, sondern auch die kleinen Höfe nicht unterschlägt, die vor allem in Ost-Europa vielerorts den Großteil der Daunenproduktion ausmachen.

Daunensiegel RDS (Resonsible Down Standard) Die für das RDS-Siegel zuständige Organisation Textile Exchange will den Tierschutz durch regelmäßige Kontrollen auf den Farmen und in Schlachthäusern sicherstellen. (Bild: amazon.de)

Responsible Down Standard (RDS): Glaubwürdig, aber schwächer als Global TDS

Der Responsible Down Standard (RDS), 2013 von der Outdoor-Marke The North Face initiiert, ist inzwischen die im Mode-Einzelhandel am weitesten verbreitete Kennzeichnung. Sie hat mit dem Global TDS einiges gemeinsam: Sie stellt sicher, dass entlang der gesamten Lieferkette keine Wasservögel lebendig gerupft oder zur Stopfleberproduktion zwangsernährt werden. Die Tiere müssen unter tierleidfreien Umständen gehalten werden. Tiere von anderen Farmen, die gestopft wurden, dürfen nicht bezogen werden. Jede Charge Daunen wird einem Plausibilitätscheck unterzogen.

In einem Punkt ist der Standard allerdings schwächer als der Global TDS: Er betrachtet nur die Lieferkette vom Küken bis zum Endprodukt. Die Kontrollen der Elterntierfarmen sind kein obligatorischer Bestandteil der Zertifizierung. Doch weil die Elterntiere deutlich länger leben als für die Fleischproduktion gezüchtete Tiere, sind sie stärker gefährdet, wenn es um Lebendrupf geht. Weil ein Tier mehrmals gerupft werden kann, ist der Lebendrupf für die Geflügelindustrie wesentlich lukrativer als der Schlachtrupf. Kontrollen in diesen Farmen wären demnach besonders wichtig.

Bis zu viermal in ihrem ohnehin kurzen Leben müssen sie diese Qualen erleiden. Elterntiere – also jene Tiere, die für die Nachzucht verantwortlich sind – sogar bis zu 16 Mal. – Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten zu den grausamen Praktiken des Lebendrupfs

Traumpass und Downpass: Hauptfokus Qualitätskontrolle, beim Tierschutz intransparent

Das Daunensiegel Downpass Downpass und Traumpass zielen hauptsächlich auf eine hohe Qualität der verwendeten Daunen ab. (Bild: traumpass.de)

Das Daunensiegel Traumpass

Wer auf daunengefüllte Bettwäsche setzt, trifft oft auf die Siegel Traumpass oder das internationale Pendant Downpass. Ihr Hauptfokus liegt auf der Qualitätskontrolle der verwendeten Füllmaterialien. Unter Tierschutzaspekten sind beide allerdings deutlich schwächer als TDS und RDS: Zwar ist auch hier nur der Schlachtrupf erlaubt, aber die Stopfleberproduktion nur optionaler Bestandteil der Überprüfung. Auch die Rückverfolgbarkeit bis zu den Elterntieren gehört nicht zum obligatorischen Prüfstandard. Die Stiftung Warentest hebt in ihrem Bettdecken-Test aus 11/2020 hervor, dass nur drei von den zehn befragten Deckenanbietern vollständig belegen konnten, von welchen Höfen genau die Daunen stammten – trotz Vorlage von Downpass-Zertifikaten.

Daunensiegel Down Codex Mit dem hauseigenen Down Codex streitet die Outdoormarke Mountain Equipment für mehr Transparenz im Umgang mit Daunen. (Bild: mountain-equipment.de)

Für einen Wandel zum Besseren: Firmeneigene Standards verschiedener Outdoor-Marken

Auch durch firmeneigene Standards und Siegel kann sich die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass tierquälerische Praktiken im Endprodukt versteckt sind. Solches Eigenengagement zeigen Hersteller wie Patagonia, The North Face, Mammut oder Jack Wolfskin, der unabhängige Firmen mit der Kontrolle der gesamten Lieferkette beauftragt hat. Vaude wiederum setzt auf Daunenrecycling, das den Verbrauch von Rohmaterial reduziert und ökologischer ist als die Daunen-Neugewinnung. Die Outdoormarke Mountain Equipment setzt sich mit dem Down Codex für mehr Transparenz im Umgang mit Daunen ein, indem sie die Zulieferbetriebe von unabhängiger Stelle kontrollieren lässt. Mit dem Ethical Down Code tut sich außerdem Outdoor-Ausrüster Yeti mit verantwortungsvoller Daunengewinnung hervor: Er hat ein eigenes Verfahren entwickelt, das garantiert, dass die Tiere artgerecht gehalten, auf europäischen Bauernhöfen gelebt und erst nach der Schlachtung gerupft wurden.

Transparente Wege: Fjällräven ist Spitzenreiter unter den Marken-Standards

Einen Spitzenrang unter den Marken-Standards hinsichtlich vollständig rückverfolgbarer Daune nimmt Fjällräven ein. Seit 2014 tut sich der schwedische Outdoor-Ausrüster mit strengen firmeneigenen Richtlinien für die Daunen-Lieferkette hervor. Abgesehen vom Verbot für Zwangsernährung und Lebendrupf werden auch Auflagen für artgerechte Tierhaltung und den Schutz gefährdeter Tierarten formuliert. Unangekündigte Kontrollen stellen sicher, dass diese Verbote eingehalten werden. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten honoriert Fjällrävens Tierschutzrichtlinien als beste der gesamten Outdoor-Branche.

Faire Daunen in Outdoor-Kleidung

Während die Bettenindustrie noch etwas hinterherhinkt, legen immer mehr Outdoor-Marken Wert auf ethisch einwandfrei gewonnene Daunen. Das Magazin Bergsteiger gibt einen hilfreichen Überblick.

Tierwohl Nebensache: Die Siegel der Daunen- und Federindustrie

Am schwächsten bezüglich Tierwohl sind die Siegel der Industrieverbände hinsichtlich der Tierschutzaspekte ausgeprägt. Wie das Nachhaltigkeitsportal Utopia schreibt, liegt der Hauptfokus auf Qualitätsaspekten. Vor allem müsse man bedenken, dass diese Organisationen die Interessen der Bettfedernindustrie gegenüber der Politik und Öffentlichkeit in Deutschland (VDFi), Europa (EDFA) und weltweit (IDFB) vertreten, nicht die der Tierschutzorganisationen. Zudem ist beim VDFi eine Haltung zu lesen, die Tierschützer:innen nicht überzeugen dürfte: Mit Daunen nutze man ein Abfallprodukt der Fleischproduktion, was als nachhaltig zu werten sei. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn mit dem Daunenkauf werden nicht nur große Gewinne erzielt, sondern auch tierquälerische Schlachtbetriebe oder die Stopfleberindustrie unterstützt.

Kapokfaser Flaumig und voluminös: Die Kapok-Faser ist rein pflanzlich und hat aufgrund ihrer Hohlfaserstruktur ein daunenähnliches Isolationsvermögen. (Bild: amazon.de)

Faire Federn: Was können Sie tun?

Bislang fehlt es an branchenübergreifenden unabhängigen Zertifizierungen, die Daunengewinnung ohne Tierleid garantieren können. Doch die Daunenindustrie hat Fortschritte gemacht, das Tierschutzpotenzial einiger Standards ist relativ hoch. Wenn Sie ein Daunenprodukt mit Siegel kaufen, ist nachhaltige Tierhaltung zwar nicht garantiert. Aber dieses Produkt ist mit einiger Wahrscheinlichkeit tierfreundlicher als Produkte ohne Zertifizierung. Ausgewählte Siegel machen zumindest kenntlich, dass die Tiere vor ihrem Tod keiner grausamen Behandlung ausgesetzt waren – man darf nur nicht glauben, es ginge bei der Daunenproduktion auch „tierleidfrei“.

Auch die Stiftung Warentest traut dem Braten nicht. Laut Bettdeckentest der Stiftung Warentest 2020 kennen die Prüfgesellschaften angeblich die gesamte Lieferkette, legen diese den Deckenanbietern laut deren Auskunft aber nicht offen. Entsprechend sei die Siegelvergabe kaum nachvollziehbar.

Wenn möglich, sollte man als Verbraucher:in darauf achten, zumindest europäische Daunen zu kaufen, noch besser deutsche. Wer im Sinne des Tierwohls entscheiden möchte, lässt Daunenprodukte gänzlich links liegen. Es gibt heute hervorragende alternative Materialien aus Naturstoffen oder (recycelte bzw. recyclingfähige) Kunstfasern. Empfehlenswert ist vor allem die „Pflanzendaune“ Kapok, aber auch Baumwolle, Hanf, Schurwolle und Kamelhaar. Daunenalternativen aus Hybrid- oder Kunstfasern sind zum Beispiel Primaloft – ein Netz aus Polyester-Kunstfasern, die ähnlich wie Daunen kleine Luftkammern bilden – sowie Viskose oder die Cellulose-Faser Lyocell. Die Tierschutzorganisation Peta nennt überdies 3M Thinsulate oder Thermal R als tierleidfreie Daunenalternativen.

Kassettendecke WK 4 Cube Daune

Befriedigend

2,6

Traumina Kassettendecke WK 4 Cube Daune

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Wer auf das Daunengefühl nicht verzichten will, deckt sich mit einer Höchstempfehlung von Stiftung Warentest ein. Eine davon ist die Kassettendecke WK 4 Cube Daune. Hersteller Traumina legte im Test die Lieferkette offen. Der Zulieferer der Daunen aus Ungarn ist ein Betrieb für Wasservögel.

Möchten Sie trotzdem unter Daunen schlafen, empfehlen wir die Decken von Allnatura, Dänisches Bettenlager und Traumina. Die Anbieter konnten zumindest die Herkunft der Daunen vollständig belegen. – Stiftung Warentest im Bettdecken-Test aus Heft 11/2020

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von Sonja Leibinger

Fachredakteurin im Ressort Home & Life – bei Testberichte.de seit 2012.

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